Über kein anderes deutsches Herrscherhaus wurde soviel publiziert wie über die Hohenzollern. Auch anlässlich des 300. Krönungsjubiläums stand wieder eine wahre Flut an Neuerscheinungen ins Haus. Da fällt es schwer, diejenigen herauszufiltern, die tatsächlich noch mit originellen Ansätzen aufwarten können. Frank-Lothar Krolls Sammelband gehört zweifellos dazu. Der Erlanger Historiker hat einen illustren Kreis internationaler Koautoren um sich geschart, die allesamt als profunde Kenner preußischer Geschichte gelten. Kroll begnügt sich nicht mit einem Porträt der preußischen Könige seit Friedrich I. Er bezieht auch jene Hohenzollernherrscher mit ein, die die Geschicke der Mark Brandenburg seit dem frühen 15. Jahrhundert lenkten, und die nicht selten die entscheidenden Weichen für die späteren Großtaten ihrer prominenteren Nachfolger stellten. Überhaupt sind die Autoren spürbar darum bemüht, populäre Fehleinschätzungen zurechtzurücken und die Herrscherpersönlichkeiten aus eher ungewohnten Blickwinkeln zu betrachten. Selbst der Biographie des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, der, wie Heinz Duchhardt freimütig einräumt, "wie eine gläserne Gestalt vor uns zu stehen scheint", lassen sich so noch originelle Perspektiven abgewinnen. Duchhardt fragt nach der Substanz der vorgeblichen historischen Größe, die der Beiname suggeriert, und findet sie weniger in staatsmännischen Leistungen als vielmehr im wachsenden Legitimationsbedürfnis eines Herrscherhauses, das sich im 18. Jahrhundert anschickt, eine europäische Großmacht zu werden. Wer sich also einen raschen Überblick über die Geschichte des Hauses Hohenzollern verschaffen möchte, und sich dabei nicht mit einer Aneinanderreihung sattsam bekannter Fakten und Anekdoten begnügen will, der findet hier nicht nur einige äußerst fundierte, sondern auch erstaunlich lebendige und originelle Porträts der Preußenherrscher aus fünf Jahrhunderten. --Stephan Fingerle Quelle:
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