Das detailfreudigste Rühmannbuch. Wenn bloß der Untertitel nicht den ganz großen Ehrgeiz stemmen würde: Der Schauspieler und sein Jahrhundert. Dem Käufer soll das Gefühl vermittelt werden, er kriege hier mehr fürs Geld, ein Epochenbild als Dreingabe. Bei aller Liebe: Das Jahrhundert kommt dann doch etwas arg kurz, trotz 400 Seiten. Allerdings haben die Autoren durchaus großen Aufwand betrieben: Herkunft und erste Lebensjahre werden ausführlich geklärt. Nur: Lohnt es wirklich, zu wissen, wann ein Großvater wo einen Gasthof bewirtschaftet hat? Begreift man das Phänomen Rühmann dadurch besser? Gut ist der Aufbau: Görtz / Sarkowicz folgen zwar grob der Chronologie, haben aber das Ganze mit glücklichem Griff in acht handliche Komplexe zusammengefasst, die sich mehr mit den Wirkungen Rühmanns beschäftigen als mit Lebensstationen: "Lachen im Keller" etwa handelt von der Rolle des Komikers im Dritten Reich. Über Rühmann ist viel geschrieben worden. Leider, denkt der Leser an vielen Stellen, denn zu oft verlassen sich Görtz / Sarkowicz auf das Ausbreiten von Fundstücken. Sie wenden die Feuilleton-Sprache alter Zeitungsausschnitte hin und her, statt sich zu fragen, wie die Wirklichkeit denn nun ausgesehen haben könnte und dann -- schließlich ist es ihr Buch -- ein Urteil zu fällen. Als Leser wird man angesichts so viel Zauderns oft ungeduldig -- besonders im letzten Kapitel "Der kleine Mann und sein Jahrhundert". Klarer Vorteil bei dieser Biografie: Rühmann-Fans -- und viele Käufer werden das ja sein -- haben meist bestimmte Lieblingsfilme. Görtz / Sarkowicz erzählen viel über die einzelnen Produktionen, über ihr Zustandekommen, Hintergründe und die Aufnahme beim Publikum und der Kritik. --Michael Winteroll Quelle:
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