2005 jährt sich der Geburtstag des dänischen Märchendichters zum 200. Mal. Aus diesem Anlass sind schon jetzt zwei herausragend illustrierte Jubiläumsausgaben erschienen: Das große Märchenbuch mit Bildern von Joel Steward und dieser von Nikolaus Heidelbach illustrierte Märchen-Band, der neben Klassikern wie „Das hässliche Entlein“, „Der standhafte Zinnsoldat“, „Die kleine Meerjungfrau“ oder „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ auch einige klug ausgewählte (und sehr gut übersetzte) unbekannte Texte des Autors enthält. „Aus dem Wirklichen erwächst gerade das erstaunlichste Märchen“, hatte Andersen einstmals konstatiert -- und seine phantastischen Geschichten an für Kinder verführerischen Dingen aus der Alltagswelt wie Zinnsoldaten, Scheren, Schneemännern oder Streichhölzer entzündet. Man solle „jedes Ding bei seinem Namen nennen“, so Andersen: „und wagt man es im Allgemeinen nicht, so soll man es im Märchen können“. Fast scheint es, als habe sich der Kölner Zeichner Nikolaus Heidelbach bei seinen Illustrationen zu Märchen gerade diese Sätze des Dichters zu Herzen genommen. Nicht nur, dass seine Bilder von Nägeln, Messern, Eheringen, Scherben und Knöpfen die Innenseite des Einbands zieren: auch sein manchmal surreal-traumhafter, vom Duktus her aber fast schon fotorealistischer Stil lässt jeden einzelnen Gegenstand wie mit einer märchenhaften Aura versehen erstrahlen. Deshalb ist selbst für den, der Andersens phantastische Welt schon in- und auswendig kennt, diese Ausgabe der Kunstmärchen ein unbedingtes Muss. Und durch Heidelbachs Zeichnungen entdeckt man im Idealfall vielleicht sogar noch die ein oder andere Facette an Andersens Texten, die man bisher überlesen hat. --Thomas Köster Quelle:
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