Wie lange braucht man, um Freiheit und Demokratie herbeizubomben? Drei Wochen? Sechs Monate? Ein Jahr? -- Wer die Geschichte des alten Europa kennt, der weiß, dass Demokratisierung so nicht funktioniert: Von den Volksversammlungen der alten Griechen bis zur europäischen Einigung sind schließlich mehr als zwei Jahrtausende vergangen. Was dazwischen passiert ist, zeichnet Experiment Europa in schlaglichtartigen, gut lesbaren Artikeln nach. Im Vordergrund stehen dabei nicht so sehr die Kaiser, Könige und Kriege. Das Buch sucht vielmehr nach dem Ursprung unserer Identität als Europäer. Und die verdanken wir weit eher den mittelalterlichen Universitäten, der Hanse und der kosmopolitischen Kultur der Aufklärung als den Eroberungen Karls des Großen. Doch auch die finstere Zeit des Dreißigjährigen Krieges, die Hexenverfolgung und der Holocaust gehören zu Europa. Unsere Vergangenheit ist eine Geschichte voller Widersprüche, deren bestes Erbe wohl in der Tat ein "ungläubiger Skeptizismus" ist: "Er bereitete den Ausweg, als der Kontinent der unendlichen Irrungen und Wirrungen fast am Ende war", lautet das Fazit des Herausgebers. Rumsfeld und Co. sollten sich das ins Stammbuch schreiben. Lesenswert ist das aus einer ehemaligen Der Spiegel-Serie entstandene Buch aber auch für alle alten Europäer, die wissen wollen, wo ihre Wurzeln liegen. Experiment Europa ist mit farbigen Abbildungen illustriert, Zeittafeln, Grafiken und Karten sorgen für die Übersicht, und eine Reihe von Artikeln zur geplanten EU-Osterweiterung lassen den Leser in die Zukunft von Europa blicken. --Bernhard Wörrle Quelle:
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