Woran erkennt man ein literarisches Meisterwerk? Zunächst natürlich an der Qualität von Stil und Inhalt. Ein einfacherer Indikator ist die Zahl der Umsetzungen, die das Werk erfahren hat. Je mehr, desto höher ist wahrscheinlich sein Stellenwert. Die Elenden von Victor Hugo hat da einiges aufzuweisen: Rund 20 Verfilmungen, zudem ein erfolgreiches Musical, dann sogar noch die Fernsehproduktion Les Misérables -- Gefangene des Schicksals. Und in Begleitung dieses Mehrteilers erscheint Hugos Buch in einer Neuauflage -- der Kreis schließt sich. Aber drehen wir die Schraube wieder zurück und betrachten das Originalwerk: Entstehungsdatum? Zwischen 1845 und 1862. Stil? Epochentypisch ist er durch ausführlichste Beschreibungen und viele Akteure für heutige Leser eher ungewohnt. Zeit und Ort der Handlung? Das beginnende 19. Jahrhundert in Frankreich. Inhalt? Nach 20 Jahren Haft wegen Brotdiebstahls wird Jean Valjean entlassen, die Rückkehr ins normale Leben fällt ihm schwer. Unter neuer Identität wird er Bürgermeister und bewirkt viel Gutes in seiner Stadt. Doch der Polizeiinspektor Javert lässt ihn nicht in Frieden, er will Valjean unbedingt wieder in einer Zelle sehen. Dies ist aber lediglich die Rahmenhandlung. Darin eingebettet prangert Hugo die sozialen Missstände in Frankreich an, das doch mit der Revolution von 1789 eben diese ausmerzen wollte. Hugos Werk handelt von Grundwerten wie Menschlichkeit, Moral, der Möglichkeit einer zweiten Chance. Letztlich ist nicht Valjean der Verbrecher, es sind vielmehr jene, die ihn am Wiedereintritt in ein geregeltes Leben hindern. Diese Thematik ist zeitlos und wird auch in Zukunft für weitere Verfilmungen sorgen. --Joachim Hohwieler Quelle:
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