Was sich hinter der Abteilung "Abwicklung und Verwertung" einer Bank verbirgt? "Chaos, Nervenzusammenbruch, geschlossene Anstalt, Selbstmord, Mord", sagt Thomas Schwarz. Und der muss es wissen. Er ist Mitte dreiĂig, stellvertretender Abteilungsleiter in einer groĂen Bank und treibt Kreditschulden ein. Und er ist erfolgreich. Also gnadenlos. "Wer Hilfe braucht", sagt er, "hat keine verdient". Zynismus ist die Vernunft der Davongekommenen. Schwarz ist "drinnen" im System, "draussen" stehen die Verlierer, das "GeschmeiĂ", dem er auf seinem Weg zur Arbeit begegnet. Doch genau in der Mitte des Buchs wendet sich das Blatt. Seine skrupellose Chefin lĂ€sst den Vize-Vollstrecker an einem unlösbaren Fall scheitern und feuert ihn. Von heute auf morgen ist der erhabene Siegertyp ein Teil dessen, was er bisher angewidert-neugierig von auĂen beobachtet hat. Die zwielichtigen Betreiber des Fitnessstudios, das in seinem Wohnhaus untergebracht ist, können das Insider-Wissen des Ex-Bankers gut gebrauchen. Es geht um Dopingmittel und GeldwĂ€sche, und weil das auch die Bank mitbekommen hat, bei der Schwarz noch vor kurzem gearbeitet hat, wird es richtig spannend. Was kostet die Moral? "Offen gestanden kann ich mir unter IllegalitĂ€t nichts vorstellen, solange es um Geld geht." Und das ist schlieĂlich alles was zĂ€hlt. Georg M. Oswald, der neben dem BĂŒcherschreiben als Jurist arbeitet, hat einen feinen Roman um die GeschĂ€ftemacherei geschrieben, dessen SĂ€tze nur so von der Lust am ironischen Kommentar der Milieus vibrieren. Sein Held Schwarz, der kleine Bruder von Patrick Batemann (der Hauptfigur aus American Psycho von Brett Easton Ellis, mit dem Oswald in Berlin gelesen hat), ist ein wunderbar widerwĂ€rtiger Beleg der These, dass gute Menschen die schlechteren Romanfiguren sind. --Nikolaus Stemmer Quelle:
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