Das Leben dieses umstrittenen Genies verlief von 354 bis 430 n. Chr. keineswegs in ruhigen Bahnen. In den Bekenntnissen, seinem wohl berühmtesten Werk, schilderte Augustinus eine zeitlose Erkenntnis- und Gottessuche und hielt detailfreudig persönliche Höhen und Tiefen für die Nachwelt fest. Daher kommt der Philosoph Peter Sloterdijk im Vorwort zu dem harten Urteil, dass Augustinus "zum Patriarchen einer Literatur der Selbstentblößer wurde". Damit nicht genug, habe gerade die Gnadenlehre des Augustinus "die Schleusen geöffnet, durch die seither primärmasochistische Energien ins europäische Denken einströmen". Doch -- keine Angst -- Augustinus hatte auch erfreulichere Seiten, die es für den Leser selbst zu erkunden gilt.

Kurt Flasch, emeritierter Philosophieprofessor, Augustin-Kenner und Autor von Büchern wie Augustin. Einführung in sein Denken, lässt den Kirchenvater selbst zu Wort kommen. Aus einer Unmenge von Schriften wählte Flasch treffsicher die wichtigsten und bekanntesten Quellentexte aus und übersetzte sie teilweise neu. Das Spektrum der gebotenen Einblicke reicht von der Gottesstaat -- dem Werk, welches die Verhältnisbestimmung von Kirche und Staat grundlegend prägte -- über die bereits erwähnten Bekenntnisse bis zu den Selbstgespräche(n). Im Vordergrund steht Augustinus, der Philosoph. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass theologisch und historisch interessierte Leser ebenfalls auf ihre Kosten kommen werden.

Bereits Possidius, der erste Biograf des Augustinus, fragte sich, ob es jemals jemandem möglich sein werde, das ganze Werk des Augustinus zu lesen. Die Antwort verrät auch dieses fundiert zusammengestellte Lesebuch nicht, eröffnet aber immerhin einen authentischen Zugang zu dem einzigartigen Gesamtwerk des Augustinus. --Larissa Carina Seelbach
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