Als Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Albträumen erwachte, die ihm die nationalsozialistische Terrordiktatur bereitet hatte, war das Land ein einziger Trümmerhaufen. Doch auf dessen westlichem Teil blühte bald schon die Demokratie der Bundesrepublik Deutschland. Die Welt war des Lobes voll. Auf die Wiedergeburt der Demokratie folgte das Wirtschaftswachstum, Adenauer verankerte das Land fest in der westlich-demokratischen Werte- und Verteidigungsgemeinschaft und alle waren glücklich. Was aber war aus den ganzen Nazis geworden, die vor 1945 die deutsche Kulturnation in die tiefste Barbarei gestürzt hatten? Alle tot? Oder aus lauter Scham in der Versenkung "verschwunden"? Keineswegs. Viele setzten ihre unter und mit dem Nationalsozialismus begonnene Karriere nach dem Krieg im Dienste der Demokratie fast bruchlos (und nur zu oft ganz ohne Scham) fort. Widerwärtig! In fünf sehr aufschlussreichen Einzeluntersuchungen über Nachkriegskarrieren von Medizinern, Unternehmern, Offizieren, Juristen und Journalisten sowie einer Bilanz des Herausgebers geht der Band der Frage nach, was aus der Elite des "Führers" nach 1945 geworden ist. Eine alles in allem sehr ernüchternde Bilanz, die man heute nur deshalb mit nur mäßigem Grausen lesen kann, weil die verstrichene Zeit dafür gesorgt hat, dass wir diese teils erbärmlichen Gestalten, von denen hier berichtet wird, am Ende doch noch losgeworden sind. Soweit sich dies beurteilen lässt, beruhen die aufschlussreichen Beiträge allesamt auf sorgfältigen Recherchen, sind dabei aber wohltuend ungeschwätzig. Was allerdings leider ausgeblendet bleibt, ist die Frage, was eigentlich aus den Eliten in der anderen Hälfte Deutschlands (oder auch in Österreich) nach dem Krieg geworden ist. Eine sicherlich nicht minder interessante Frage! Further research is necessary. --Andreas Vierecke Quelle:
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