"Lass den Verstand zuhause und nimm nur die Ohren mit, wenn du in die Oper gehst", wusste schon Gottsched. Und Claude Debussy fand, dass "in der Oper immer zuviel gesungen" wird. Recht haben sie beide; wahr aber ist, der Mensch will einen Ort des emotionalen Aufruhrs und der Illusion und diese Show beherrscht neben der katholischen Kirche die Institution Oper noch am besten. Deshalb allen sozialistischen Unkenrufen zum Trotz: Man wird Oper immer lieben, hoch subventionieren und (hoffentlich) auch sponsern. Und da man gerne auch mitreden möchte, empfiehlt sich seit langen Jahren der "Kloiber" -- benannt nach seinem Urheber Rudolf Kloiber -- als der Klassiker unter den Opernführern. Er erscheint jetzt in einer von Robert Maschka und Wulf Konold neubearbeiteten Version: bewährt knapp und systematisch, mit einer Liste der Fachpartien, wie sie meines Wissens kein Opernführer vorweisen kann. Von den 325 Opernbesprechungen sind 58 Neueinträge. Werken aus dem Barock und dem 20. Jahrhundert wurde mehr Gewicht beigemessen. Wissen würde man dennoch nur allzugerne, welche Kriterien dann tatsächlich die Auswahl bestimmten. Dann würde man vielleicht auch erfahren, warum einer Adriana Hölszky, die zweifellos eine begabte Komponistin ist, mehr Raum zugestanden wird, als etwa dem Werk eines Joseph Haydn. Oder warum ein Matthias Pintscher fünf Seiten erhält, während man Henry Purcell gerade mal eine knappe Seite genehmigt. Auf jeden Fall ist dieses Buch ein Muss. --Teresa Pieschacón Raphael Quelle:
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