Dass die Staatsfinanzierung durch Steuern Ausdruck einer freiheitlichen Wirtschaftsverfassung ist, dĂŒrfte heutzutage im allgemeinen Bewusstsein fest verankert sein. Der Glauben daran allerdings, dass die Steuer vor allem als maĂvolles Finanzierungsinstrument fĂŒr Staatsaufgaben und weniger als Lenkungsinstrument genutzt wird, hĂ€lt sich bei den meisten Steuerzahlern in bescheidenen Grenzen. WĂ€hrend die BĂŒrger angestrengt ĂŒber verwirrenden Formularen brĂŒten, hilflos Steuerratgeber wĂ€lzen und verzweifelt Vermeidungsstrategien entwickeln, sehnen sie inbrĂŒnstig ein klar durchschaubares und natĂŒrlich gerechtes Abgabesystem herbei. Paul Kirchhofs Anliegen, sich gegen ein Steuerrecht zur Wehr zu setzen, das lĂ€ngst nicht mehr das wirtschaftlich Sinnvolle fördert, sondern die Menschen "in wagehalsige GeschĂ€fte und Verluste treibt", liegt also nicht erst seit gestern im Trend. Im Sinne einer inneren Logik und nachvollziehbaren Folgerichtigkeit fordert er beispielsweise die Eindampfung der 31 Bundessteuern auf vier, den Verzicht auf lenkende Subventionen oder auch die ErfĂŒllung der angemahnten VerfassungsauftrĂ€ge wie den Ausgleich der zu hohen Familienbesteuerung. Mit seiner Vorstellung, höchstens ein Viertel des individuell erwirtschafteten Einkommens als Steuerlast einzufordern, verbindet er die berechtigte Hoffnung, zu mehr Einfachheit und langfristiger VerlĂ€sslichkeit zu gelangen. Bei allen sicherlich wohl durchdachten Forderungen und interessanten AnsĂ€tzen sind allerdings die GedankengĂ€nge und die Argumentationen des Autors nicht immer so klar verstĂ€ndlich und nachvollziehbar, wie es wĂŒnschenswert wĂ€re. Das Manövrieren zwischen Fachbegriffen, historischen RĂŒckblicken und zukunftsweisenden Forderungen erfordert nicht nur Geduld, sondern auch mehr als nur fundierte Grundkenntnisse der steuerrechtlichen Ist-Situation. Auch wenn das Buch die Steuerdiskussion um einige alternative Lösungsvarianten bereichern mag: Mehr Leserfreundlichkeit in Sprache und Struktur hĂ€tten dem Werk Kirchhofs, das immerhin vollmundig als "kraftvolles PlĂ€doyer fĂŒr den groĂen Wurf" angekĂŒndigt wird, sicherlich gut getan. --Petra GĂŒnzel Quelle:
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