Mit dem Erscheinen des ersten Bands von J.V. Jones neuer Saga Das Schwert der Schatten ging ein Raunen durch die Fantasy-Gemeinde: Hier wartete eine bereits bekannte Autorin mit einer ganz neuen Intensität des Schreibens auf. Für alle Liebhaber von George R.R. Martin oder Robin Hobb gab es plötzlich einen neuen, wichtigen Namen. Die ersten beiden Bände, Das dunkle Herz der Nacht und Im Schatten von Spire Vanis beeindruckten durch innere wie äußere Dramatik, differenzierte Figuren und eine mit Horror-Elementen durchsetzte, düstere Geschichte. Auf eine Fortsetzung musste die Leserschaft allerdings lange warten -- ganze zwei Jahre später als angekündigt erschien der dritte Band der Trilogie. Das Warten hat sich indes gelohnt: In nahezu unverminderter Qualität setzt Jones die Abenteuer des verstoßenen Clankriegers Raif und der ebenso heimatlosen Ash fort. Zu Beginn des dritten Bandes irren Raif und Ash durch die menschenfeindliche Polarwelt -- für Raif ist die junge Frau der einzige Freund, der ihm nach seiner Gewissensentscheidung noch geblieben ist. Doch auch dieser Trost ist nur von kurzer Dauer, denn gleich nachdem das Paar bei dem geheimnisvollen Volk der Sull angekommen ist, verschwindet Ash unerwartet auf ihre eigene Pilgerschaft und lässt den Clansmann allein und voll Bitterkeit zurück. Erst bei einem Volk von Verstoßenen findet der rebellische Außenseiter eine neue Heimat. Unterdessen beobachtet Raina Blackhail mit wachsendem Unbehagen, wie sich ihr Clan verändert. Die stolze Frau ist durch eine Vergewaltigung von Mace Blackhail zur Ehe gezwungen worden, wodurch dieser sich zum Oberhaupt des Clans aufschwingen konnte. Einzige Mitwisserin der brutalen Tat ist Raifs junge Schwester Effie, und schon bald ist sie ihres Lebens nicht mehr sicher. Zugegeben, Festung der toten Augen ist nicht ganz ohne Fehl. Durch neu hinzugefügte Handlungsstränge wird die Geschichte zuweilen etwas überkompliziert und verliert an Spannung. Aber dennoch: Von der ersten Seite an sind die Figuren wieder präsent, die in der harschen Polarwelt voller Trotz ums Überleben kämpfen, und Jones' untrügliches Gespür für Dramatik lässt jedes einzelne Kapitel zu einem Genuss werden. Auch mit dieser Fortsetzung ist Jones ein erzählerisch mitreißender Roman geglückt, der wohltuend aus dem Genre herausragt. --Birgit Will Quelle:
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