Wenn man dem ehemaligen britischen U-Boot-Kommandanten Gavin Menzies Glauben schenken darf, dann war es weder Kolumbus, der Amerika entdeckte, noch irgendein anderer der üblichen Verdächtigen. Kolumbus habe sich vielmehr, wie andere auch, bereits auf Kartenmaterial stützen können, das unter anderem in wesentlichen Teilen eine Frucht der Weltumsegelung des chinesischen Admirals Zheng He in den Jahren 1421 bis 1423 gewesen sein muss. Bereits 1428 habe mit den Karten von Pizzigano, Mauro, Reis, Cantino, Waldseemüller und Rotz eine insgesamt korrekte kartografische Darstellung der ganzen Welt vorgelegen. Die europäischen Entdecker hätten weitere, frühere Karten erwähnt, wie Tagebucheinträge von Kolumbus, aber auch von Vasco da Gama, Ferdinand Magellan, James Cook und anderen bewiesen. Tatsächlich ist historisch belegt und unbestritten, dass Zheng He mit seiner Flotte weit herumgekommen ist, unter anderem bis nach Borneo. Asiatische Hühner in Südamerika, Wracks vielleicht chinesischer Schiffe entlang der damaligen Routen, Töpferwaren mit chinesischen Inschriften in Peru -- Menzies hat zahllose Indizien zusammengetragen, die beweisen sollen, dass Zheng Hes mächtige Armada damals die ganze Welt umsegelt hat und bereits 70 Jahre vor Kolumbus in Amerika anlandete. Für den Laien ist das Buch in jedem Fall eine spannende Lektüre -- umsonst erhält niemand 800.000 Dollar Vorschuss von seinem Verlag. Und insgesamt klingt das Ganze auch nicht unstimmig, wenngleich es hier und da schon einiger Fantasie bedarf, den kartografischen Beweisen zu folgen. Einer Fantasie, an der es den Mitgliedern der Royal Geographic Society wohl ermangelte, die Menzies mit seinem Vortrag nicht überzeugen konnte. --Alexander Dohnberg Quelle:
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