Ken Burns hat sich mit Filmen zum Bürgerkrieg der USA und zur Geschichte des Baseballs bereits einen Namen gemacht, und patriotisch fiel auch seine zehnteilige TV-Serie zum Jazz aus. Daraus entstand ein Buch, das in den USA den -- im Unterschied zur deutschen Version -- korrekten Untertitel A History Of America's Music trägt. Es will gar nicht den Anspruch erheben auf eine kritische Sichtung des aktuellen Jazz, sondern schürft mit erheblichem Aufwand in der Gumbo-Steinzeit, wo Jazz noch keinen Namen hatte, frönt anschließend Satchmo erheblich mehr als Monk, lässt den Blues als Bessie Smith auftauchen und findet für Leute von heute nur wenige Worte. Außer für Wynton Marsalis. Der stellt sich einmal wieder als Konservator alter Noten vor und predigt die guten alten Zeiten. In den USA war das Buch folglich bei Jazz-Experten umstritten. Doch Burns und einigen Gastautoren gelingt mit ihrem an berühmten Personen des USA-Jazz orientierten Opus mehr als manchen ausführlichen Lexika und Standardwerken: eine unterhaltsame und üppig illustrierte Zeitreise durch die Bars, Kneipen und großen Theater der USA mit allem Glamour und allen Schattierungen. Jedoch endet die ausführliche Tour mehr oder weniger in den 70er-Jahren mit dem Tode von Louis Armstrong und dünnt dann aus -- verständlich, wenn man weiß, dass Satchmo-Fan Marsalis zu den musikalischen Beratern des Autorenteams zählte. Dennoch: Ein perfekt inszeniertes Denkmal mit 500 Abbildungen für die uramerikanische Musik, das nicht nur für Insider geschrieben ist. --Uli Lemke Quelle:
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