Am 1. Februar 2002 wurde die Energieeinsparverordnung EnEV eingeführt. Ihre verschärften Bestimmungen lassen erwarten, dass der Heizwärmebedarf für Gebäude in den folgenden Jahren um weitere 25 Prozent gesenkt werden wird. Neu ist, dass in der Energieeinsparverordnung die bisher geltende Wärmeschutzverordnung mit der Heizungsanlagenverordnung zusammengeführt wurde. Für Niedrigenergie-, Ultra- und Passivhäuser heißt dies, dass Raumlüftung und heizungstechnische Anlagen der Schlüssel zur Realisierung werden. Die Zusammenhänge und Einflüsse von Wärmedämmung, Lüftungswärmebedarf, sommerlichen Wärmegewinnen, raumklimatischer Behaglichkeit usw. werden damit zunehmend komplexer und werfen einige Fragen auf: Welche Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren sind relevant? Wie wirken sie sich auf die Konfiguration der gebäudetechnischen Systeme aus? Welche Lösungen sind sinnvoll? Auf diese Fragen geht Stefan M. Wirth in seinem Buch ein, das sich auf die Ergebnisse von mehrjähriger Forschungsarbeit und Messungen an Versuchshäusern stützt. In leicht verständlicher Sprache und unter Zuhilfenahme einer Vielzahl von Messdiagrammen, Skizzen und Prinzipdetails führt er abschnittsweise die Grundbegriffe, die verwandten Untersuchungsmethoden und die Arten der Niedrigenergiehäuser ein. Zwei getrennte Kapitel widmen sich der Heizung und der Lüftung als wichtigste der gebäudetechnischen Anlagen für niedrigen Energiebedarf. Dabei wird jeweils auf die relevanten Aspekte und grundsätzliche technische Lösungen eingegangen, ohne etwa konkrete Systeme oder Produkte zu behandeln. Zusammengefasst werden die Erkenntnisse in Vorschlägen für Lüftungssysteme bei Neubauten und der Modernisierung von Altbauten. Ein Anhang erläutert den Umgang mit h,x-Diagrammen als wesentlichem Arbeitsmittel im Vorentwurf und Entwurf von gebäudetechnischen Systemlösungen. Die große Qualität des Buches besteht in der allgemeinverständlichen Darstellung. Selbst komplizierte mess- und berechnungstechnische Zusammenhänge werden klar strukturiert und ohne Fachchinesisch erklärt. Besonders zuvorkommend ist der Autor mit abschnittsweisen Zusammenfassungen für Querleser, die die ohnehin gute Lesbarkeit noch erhöhen. Die Konzentration auf die grundlegenden Prinzipien unter Auslassung konkreter technischer Lösungen und Produkte, die ohnehin schnell veralten, macht das Buch allgemeingültig. Damit richtet es sich sowohl an Ingenieure der Gebäudetechnik als auch allgemein an Planer und Architekten. Insgesamt eine gelungene wissenschaftliche Einführung in ein Thema, das für die Planung von Gebäuden immer wichtiger wird. --Holger Gantz Quelle:
|