Wer glaubt, alle Offiziere im III. Reich waren verblendete und verbohrte Nazis, der sitzt einer ungerechtfertigten Verallgemeinerung auf. Zwar haben alle Wehrmachtssoldaten einem verbrecherischen Regime gedient, ihre Beweggründe und ihr Verhalten waren jedoch so verschieden wie ihre Persönlichkeiten. Der für seine zeitgeschichtlichen Fernsehdokumentation und Bücher bekannte ZDF-Redaktionsleiter Guido Knopp befaßt sich im Rahmen seiner Arbeit über Hitler und seine Helfer diesmal mit sechs Wehrmachtsoffizieren. Diese stehen exemplarisch für die Generäle des III. Reiches. Da sind die traditionellen Soldaten Erwin Rommel, Erich von Manstein oder Friedrich Paulus, die in unterschiedlicher Form mit dem Zwiespalt zwischen soldatischer Pflichterfüllung und Dienst für ein totalitäres System umgingen. Für all die skrupellosen Karrieristen steht Wilhelm Keitel, der im schrecklichsten Sinne alles tat, um seine Karriere und damit auch Hitler zu stützen. Fliegeras Ernst Udet verkörpert den unpolitischen Lebemann -- letztlich im Alltag gescheitert und noch im Tod propagandistisch mißbraucht. Und Wilhelm Canaris repräsentiert den stillen Widerstand gegen das Regime, gegen das keiner der sechs offen vorging. Der Abwehrchef versuchte "dem Guten und dem Bösen gleichzeitig zu dienen, in dieser Zwangslage hat sich Canaris aufgerieben". Bei jedem dieser Offiziere schildert Knopp ausführlich den Lebenslauf, auch weit vor der Hitler-Zeit. Gerade ihr Verhalten in drei völlig unterschiedlichen Systemen -- Kaiserreich, Weimarer Republik und Hitler-Deutschland -- verdeutlicht ihre Charaktere. Knopp hinterfragt ihre Position gegenüber Hitler, dem Widerstand und dem Antisemitismus. So ergibt sich eine hochinteressante Studie über fünf sehr eigene Persönlichkeiten, die einerseits mit ihrer Tätigkeit das III. Reich gestützt haben, andererseits mit den Untaten der Nazis völlig verschieden umgegangen sind. --Joachim Hohwieler Quelle:
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