Das Buch ist ebenso außergewöhnlich wie die Geschichten, die es erzählt. 1959 schilderte der Journalist Norbert Lebert, wie es den Kindern der größten Naziverbrecher 15 Jahre nach Kriegsende ging. Vierzig Jahre später führt sein Sohn Stephan diese Arbeit fort. Er möchte ergründen, was es für diese Kinder bedeutet, einen Vater zu haben, der an einem Massenmord von nie gekanntem Ausmaß beteiligt war. Welches Schicksal Menschen erleiden müssen, die nur aufgrund eines einzigen Merkmals mit der blutigen deutschen Geschichte verbunden sind: ihrem Namen. Es sind bedrückende Schicksale, die Stephan Lebert in seinen sehr emotional gehaltenen Reportagen erzählt. Dennoch fällt es mitunter schwer, Verständnis oder auch nur Mitleid zu empfinden. Denn es gibt sie eben doch, die Unverbesserlichen, die sich wie Wolf-Rüdiger Hess, Edda Göring oder Gudrun Himmler niemals von ihren Vätern distanziert haben, die sie auch heute noch leidenschaftlich vergöttern und verteidigen, und die teilweise der alten Ideologie treu geblieben sind. Andere, wie Niklas Frank, haben mit ihren Vätern gebrochen und sich für den Hass entschieden. Martin Bormann junior für die Sache Gottes. Der ehemalige Priester und pensionierte Religionslehrer hält nun Vorträge über die Gefahren des Nationalsozialismus. Im Osten benötigt er dafür Polizeischutz. Jedes der Kinder hat seinen eigenen Weg gefunden, mit der Last des Namens umzugehen. Aber sie alle können sich aus der unheilvollen Verstrickung mit dem Nationalsozialismus nicht lösen, obwohl sie eigentlich unschuldig sind. Sie leben das Leben ihrer Väter weiter. "Wissen Sie", sagt Martin Bormann resigniert, "man kann seinen Eltern nicht entkommen, wer sie auch sind". --Stephan Fingerle Quelle:
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