Nach langem Warten ist nun endlich die Zeit der Krähen in George R. R. Martins Lied von Eis und Feuer angebrochen! Eine herbe Zeit für die Figuren des Romans und eine schöne für die Leser, die nun wieder ein paar hundert Seiten lang in die meisterhaft geschilderte, komplexe Welt von Westeros eintauchen können. Die Handlung setzt direkt nach dem grandiosen Finale des Vorgängers Die Königin der Drachen ein. Die sieben Königslande sind vom Krieg verheert. Cersei versucht für ihren Sohn Tommen die Macht über das Reich zu sichern. Doch werden im ganzen Land Pläne geschmiedet, diese Macht ins Wanken zu bringen. Die Konflikte zwischen den Adelshäusern, den umherziehenden Banden und religiösen Fanatikern bereiten den Krähen so manches Festmahl ... Zeit der Krähen beschränkt sich auf die Hälfte der bekannten Hauptfiguren -- Tyrion und Daenerys zum Beispiel werden erst in späteren Bänden wieder auftauchen -- und baut vorerst nur langsam auf, was in Band 8 Die dunkle Königin zu einem überraschenden Showdown führen wird. Was Spannung und Dramatik angeht, kann Zeit der Krähen darum nicht mit dem Rest der Serie mithalten. Aber die Detailfülle, die realistischen Schilderungen und Figurenmotivationen sind auch hier wieder atemberaubend. Die raue, mittelalterliche Welt Martins ist so plausibel, so echt, dass man sie mit der Wirklichkeit verwechseln könnte. Martin lässt sich nicht zu einem Gut-Böse-Schema à la Tolkien hinreißen, er verzichtet auch auf jegliche Effekthascherei mit abgenutzten Fantasy-Elementen. Er setzt voll auf seine Figuren und die Glaubwürdigkeit seiner Welt. Das ist ergreifend, spannend, überraschend und zuweilen zutiefst erschreckend. Das Lied von Eis und Feuer ist schon jetzt ein unbestrittener Klassiker der Fantasy-Literatur, von Kritikerlob weltweit überhäuft und von unzähligen Autoren nachgeahmt. Und Zeit der Krähen macht zum nunmehr siebten Male deutlich, warum diese Serie ist, was sie ist: ein Meisterwerk! -- Simon Weinert Quelle:
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