Deutschland - ein Russen-Märchen Niemandem gelingt es besser als WladimirKaminer, uns das eigene Land wie ein Panoptikum bemerkenswerter Menschen,merkwürdiger Schicksale und unerhörter Begebenheiten erscheinen zu lassen.Wer hätte beispielsweise vermutet, dass Einkaufen zum Abenteuer werdenkann? Auf der Schönhauser Allee kann es das, dank einiger Vietnamesen dieohne Sprachkenntnisse und Zählvermögen den "Laden Lebensmittel" betreiben.Hier wird die Ware ungeachtet ihres Inhalts nach Verpackung sortiert undder Preis nach Größe festgelegt. Sollte den Besitzern bei dieser Methodeeinmal das Geld ausgehen, können sie ja im Spielsalon "Pure Freude", dervon Erik betrieben wird, ihr Glück versuchen. Erik stammt aus Baku, warim früheren Leben Musiker und spielte in der ersten und letzten Heavy MetalBand der aserbeidschanischen Hauptstadt. Doch nicht nur im Spielsalon,überall kann man hier den unverhofften Glückstreffer landen. Ein überfüllterMüllcontainer entpuppt sich als letzte Ruhestätte einer Bibliothek, ausder es wahre Schätze zu bergen gilt. Vielleicht nicht den Ratgeber "Woherdie kleinen Kinder kommen", ist es doch interessanter zu erfahren, wo diekleinen Kinder hingehen, wenn sie größer werden. Bedenkenswert sind allerdingsdie "Stilistischen Grundtendenzen in Lenins Sprache", die Seite an Seitemit der "Blechtrommel" und dem bang fragenden "Bin ich ein Verfassungsfeind?"zwischen Spinatresten verfallen. Ganz zu schweigen von russischer Lyrikinklusive Kriegspoem - guter Soldat, hübsche Strophen, alles gereimt. Wäredoch schade drum. Schade übrigens auch um das Restaurant, das bei dem Versuch,gebratenes Sushi zu kreieren, in Asche gelegt wurde. So ist eben immeretwas geboten auf den Straßen Berlins... Quelle:
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