In den Büchern der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood geht es um Darstellung der beängstigenden Einflüsse im alltäglichen Leben. Identitätssuche und Reaktion auf gesellschaftliche Verhältnisse von Frauen sind dabei ihre Hauptthemen. Atwood bedient sich einer leisen Ironie und eines psychologischen Realismus. Hauptfigur des Romans Die essbare Frau ist Marian MacAlpin, die in einem Meinungsforschungsinstitut Umfragen auswertet. Zuerst erschöpft sich der Roman in einer Beschreibung alltäglicher Lebensumstände, die ebenso normal wie monoton sind. Schließlich erfährt man von Ainleys skurrilem Plan, zwar mithilfe eines Mannes ein Kind zu bekommen, ihn aber nicht zu heiraten. Marian lernt bei einer Befragung den psychisch labilen Duncan kennen, dessen ungewöhnlicher Charakter sie verwirrt. Nach einem eigenartigen Verhalten bei einer Party, wo Marian sich unter einem Bett versteckte, macht ihr Peter plötzlich einen Heiratsantrag. Sie nimmt an; je näher aber der Tag ihrer Hochzeit rückt, desto genauer beginnt sie, ihre Umwelt wahrzunehmen. Marian erschreckt über die Erkenntnisse, die sie bei ihren Beobachtungen macht. Zunehmend fühlt sie sich von der Gesellschaft eingeengt und revoltiert schließlich mit einer psychosomatischen Krankheit gegen das bürgerliche Leben, das ihr durch die Heirat bevorsteht. Die essbare Frau ist ein etwas ungeschickter Titel für die Angst der Hauptperson, von Rollenklischees und Erwartungen der Gesellschaft gleichsam aufgefressen zu werden. Der Roman ist in realistischem Tonfall gehalten, spektakuläre Szenen sind selten und so ist die Gesellschaftskritik Atwoods, ihre unbequemen Einsichten in alltägliche Zusammenhänge eher zwischen den Zeilen zu lesen. Der Roman ist nicht ohne Längen und daher eher ein Buch über Alltagssituationen -- er beschreibt psychologisch genau den leisen Widerstand einer Frau gegen ein Leben, das sie nicht will. --Christoph Steven Quelle:
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