Alle, die bereits den Roman Das fünfte Kind kennen und von ihm beeindruckt waren, werden sich über Ben in der Welt freuen. Zwölf Jahre später erzählt Doris Lessing, eine der einflussreichsten Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts, die seltsame und tragische Geschichte des fünften Kindes weiter und zu Ende. Ben stammt aus einer gut situierten Familie, die ihr Glück in einem Haus und vielen Kindern zu finden hofft. Er zerstört dieses Glück mit seiner scheinbar angeborenen Bösartigkeit und animalischen Aggressivität. Doch er kann nichts dafür. Im vorliegenden Folgeroman hat Ben den Kontakt zu seiner Familie bereits verloren und lebt überwiegend auf der Straße. Er behauptet, achtzehn zu sein und sieht aus wie vierzig. Die Menschen, denen er begegnet, starren ihn an. Irgend etwas stimmt nicht mit ihm. Man könnte ihn für ein Tier halten, doch er ist zivilisiert gekleidet und isst mit Messer und Gabel. Dass er manchmal aus Hunger Vögel fängt und sie roh verspeist, weiß niemand. Die, die ihn kennen, wissen höchstens, dass er eine auffällige Vorliebe für Fleisch und Obst besitzt. Doris Lessings Figur steht für eine Einsamkeit, die ungeheuerlich ist, auch wenn es immer wieder Gründe gibt, aus denen sich Leute für Ben interessieren, ihm sogar aufrichtige Zuneigung entgegenbringen. Nach und nach erst fügt sich ein klares Bild für den Leser zusammen, das das schwierige Außenseitertum von Ben erklärt. Hätte es einen anderen Weg für ihn geben können, als den, den Doris Lessing hier in ihrer wie immer einfachen, direkten und packenden Erzählweise zeichnet? Hätte so ein Mensch wie Ben in unserer heutigen Gesellschaft eine reale Chance? Wohl kaum. Und deshalb ist das Ende gut so, wie es ist, auch wenn es sehr traurig ist, aber jedes andere Ende wäre wahrscheinlich verheerend gewesen. --Daphne von Unruh Quelle:
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