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Ereignislandschaft

Ereignislandschaft
Autor: Paul Virilio
Verlag: Carl Hanser
Broschiert
Auflage:
Seiten: 168
ISBN-10: 3-446-19300-6
ISBN-13: 978-3-446-19300-0
ISBN: 3446193006
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Paul Virilio ist wieder da. Nach seinem Golfkriegs-Buch Krieg und Fernsehen (1993) wurde der Pariser Städteplaner und Denker hier und da als Modephilosoph verschrien. Vor dem Hintergrund der Kämpfe im Kosovo geriet die unheilvolle Verknüpfung von Medien und Kriegstreiberei wieder in die Schlagzeilen –- und erinnert an die unbequemen Warnsignale des Philosophen.

Virilio nennt sich Dromologe, einen Denker der Beschleunigung. Dabei bilden die Kategorien Zeit und Entfernung nur Eckpfeiler seines Denkens. Dieser schöngestaltete Band macht das besonders deutlich. Er enthält 18 Essays mit Tagesdatum, die Virilio zwischen 1984 und 1996 geschrieben hat. Man kann Ereignislandschaft gewissermaßen als tagebuchartige Ergänzung zu seinen Einzelwerken lesen -- oder umgekehrt: Man findet durch sie den Zugang zum Hauptwerk.

Die Aufsätze sind stark geprägt von aktuellen Ereignissen. Ob es dabei um Weltbewegendes wie den Anschlag auf das New Yorker World Trade Center oder nur regional Bedeutsames geht –- Virilios Botschaft ist nicht zu überlesen: Die Welt setzt sich mit der fortschreitenden Virtualisierung der Alltagswelt ein Ende. Denn jede Erfindung, jede technische Revolution, so schreibt er, erfindet ihren eigenen Unfall gleich mit dazu: das Schiff den Schiffsbruch, die Lokomotive die Entgleisung, und so fort.

Am Ende unseres Jahrhunderts heißt die Erfindung "Informationsbombe", und ihre Begleitkatastrophe nannte Virilio einmal den "Unfall der Zeitlichkeit". Ihm zufolge leben wir mittlerweile in einer Echtzeit-Welt. Virilio macht dafür die Unmittelbarkeit aller Tele-Medien verantwortlich. Insbesondere das Fernsehen nimmt er ins Fadenkreuz. Die Bilderflut dieses "Pannenmuseums" täusche ein Hier und Jetzt vor, wo keines ist: "Die Beschleunigung der Realität bewirkt die Abstoßung des hier gegenwärtigen Seins."

Virilio registriert deshalb einen zunehmenden Realitätsmangel im Privatleben. Und nicht nur das, auch das Verhältnis des Menschen zu Raum und Zeit sieht er durch die mediale Illusion der Gleichzeitigkeiten, der Ereignislandschaft, grundlegend verändert -– mit Konsequenzen auch für die (politische) Mündigkeit der Menschen: "Als hätte der technische Fortschritt keine Auswirkungen auf das selbständige Denken und die Selbstbestimmung des Individuums!", notiert er im Zusammenhang mit dem Wahlsieg des italienischen Medienmoguls Berlusconi.

Man kann Virilio also auf sehr verschiedene Weise lesen: als einen Medienkritiker, als einen Sozialforscher und Anthropologen, als einen Beobachter der politischen Entwicklungen. Nichts davon ist er wirklich, aber auch hier ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile. Die moralische Vehemenz, mit der Virilio seine schweifenden Argumente vorträgt, ist Geschmackssache. Den Eindruck aber, daß hier einer abseits von kulturpessimistischer Panikmache denkt und schreibt, wird man so einfach nicht mehr los. --Nikolaus Stemmer
Quelle:




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