Luftkrieg und Literatur ist die Buchfassung einer Vorlesungsreihe, die W. G. Sebald an der Universität Zürich gehalten hat. Hauptthese und Kollektivvorwurf: Die deutsche Nachkriegsliteratur hat sich vor einer Thematisierung des Luftkrieges gedrückt. Von Ausnahmen abgesehen (Heinrich Bölls Roman "Der Engel schwieg", in den vierziger Jahren geschrieben und 1992(!) veröffentlicht; H. E. Nossacks Dokumentarerzählung "Der Untergang"), haben sich erst in den frühen Siebzigern Vertreter einer jüngeren Schriftstellergeneration diesem Phänomen zugewandt (Alexander Kluges Der Luftangriff auf Halberstadt am 8. April 1945; Hubert Fichtes Roman Grünspan). Die literarische Verarbeitung des Luftkrieges bei Autoren wie Arno Schmidt, Peter de Mendelssohn, Hermann Kasack u.a., hält er wohl mit Recht für zu marginal, um seine These nachhaltig zu erschüttern. Der an jene gerichtete Vorwurf allerdings, "pseudoästhetische Effekte aus den Trümmern einer vernichteten Welt" zu produzieren, mag nun wohl etwas zu üppig dosierter polemischer Toback sein. Die heftigen Proteste auf seine Vorlesung von Seiten der üblichen Verdächtigen auf der Linken und der naturgemäß unerwünschte Applaus auf der Rechten hat Sebald veranlaßt, der Buchveröffentlichung noch eine ergänzende Antwort an Gegner und falsche Freunde beizufügen. Als Schmankerl zum Schluß, von der Sache her vielleicht nicht ganz logisch, bietet uns Sebald noch einen Essay über Alfred Andersch als Beispiel für Eitelkeit, Selbstüberschätzung und Anmaßung eines ansonsten durchaus sympathischen Autors. Wer die halbwegs deftige, aber grundsätzlich an der Sache interessierte Polemik schätzt, wird an diesem Buch seine Freude haben. Das Thema verdient in jedem Fall Interesse. --DTH Quelle:
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