"Ihr seid die zwei allerblödesten Erwachsenen auf der Welt" brüllt der kleine Paul seiner Mama entgegen, die einfach nicht einsehen will, daß sie keinen neuen Mann braucht -- sie hat schließlich ihn und was soll der neue schon können, was er nicht auch kann. Ludwig stört! Er sitzt eines Morgens zusammen mit Mama am Frühstückstisch und wagt es schließlich sogar, Papas Platz im großen Bett einzunehmen. Paul ist entrüstet, Ludwig ist doof und Mama von allen guten Geistern verlassen -- wieso versteht sie nicht, daß Pauls Papa nicht weg ist, sondern nur unsichtbar? Alles kann Paul mit seinem unsichtbaren Vater besprechen und Mama sagt einfach nur immer "was vorbei ist, ist vorbei". Der unsichtbare Vater ist das zweite Kinderbuch Amelie Frieds, erschienen beim Carl Hanser Verlag. Zusammen mit der Illustratorin Jacky Gleich hat Fried für Ihr Erstlingswerk in der Sparte Kinderbuch, Hat Opa einen Anzug an?, im Jahr 1998 den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen. Auch das neue Buch ist ein Gemeinschaftswerk der beiden. Sensibel nimmt Fried den Blickwinkel des zornigen und traurigen Pauls ein und beschreibt eine fast schon alltägliche Familien-Geschichte. An keiner Stelle scheint der erhobene Zeigefinger oder Erziehungsratgeber für Krisensituationen durch. Paul ist der Held der Geschichte um Trennung und Neuanfang. Der muntere und unbeschwerte Umgang Frieds mit der Sprache hat schon in ihren Frauenromanen, Traumfrau mit Nebenwirkungen oder Am Anfang war der Seitensprung, ihre Botschaften ohne Verluste transportieren können. Die Botschaft ihres neuen Kinderbuchs ist deutlich und stammt von Paul: "Zwei Väter sind besser als einer. Und viel besser als keiner". Daß am Ende doch noch alle glücklich werden, ist nicht nur der Hartnäckigkeit von Mama und dem doch nicht so doofen Ludwig zu verdanken, sondern auch dem ungebrochenen Willen Pauls. Ein Mutmach-Buch für alle Kinder, die eines Tages einen fremden Mann oder eine fremde Frau am Frühstückstisch entdecken. --Petra Breitenbach Quelle:
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