Die Zeit ist nicht mehr fern, da die Herrschaft und Barbarei des Nationalsozialismus nicht mehr authentisch wird erinnert werden können. Was uns gegen das Vergessen bleibt, sind die Zeugnisse, die uns Zeitzeugen hinterlassen haben. Darunter wichtige erfundene Erinnerungen wie Spielfilme und Theaterstücke, die uns nicht nur immer wieder die Grauen des Bösen und des Krieges vor Augen führen, sondern uns auch die Gesellschaft erklären, die auf dem Schutt des tausendjährigen Reiches entstand. Der Hamburger Politikwissenschaftler Peter Reichel hat wichtige Theaterstücke und vor allem Filme systematisch nach ihren Kernthemen kategorisiert und analysiert in zwölf Kapiteln, wie man sich nach dem Krieg auf Bühne und Leinwand mit der allerjüngsten Vergangenheit, der unmittelbaren Gegenwart und der vor diesem düsteren Hintergrund nur schwer zu gewinnenden Zukunft auseinander gesetzt hat: In Stücken wie Rolf Hochhuths Der Stellverteter, Filmen wie Die letzte Brücke von Helmut Käutner und Der 20. Juli von Falk Harnack oder dem großen Filmepos Heimat, mit dem Edgar Reitz, wie er selbst einmal gesagt hat, "Menschen gegen Systeme, Geschichten gegen Geschichte, das "Unwichtige" gegen das "Wichtige" verteidigt hat. Nach seiner zu Recht hoch gelobten Arbeit über die Politik der Erinnerung gebührt Peter Reichel für Erfundene Erinnerung ein weiteres Mal aufrichtiger Dank, nicht nur für einen, wie man so sagt, "wichtigen" Beitrag zur politischen Kulturgeschichte, sondern auch für ein ebenso sorgfältig recherchiertes wie glänzend geschriebenes Buch. --Andreas Vierecke Quelle:
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