In Band 9 ihrer Serie über die Drachenreiter von Pern Drachendämmerung teilte uns Anne McCaffrey mit, dass Pern vor etwa 2500 Jahren von Kolonisten der Erde besiedelt wurde, die in drei Raumschiffen gekommen waren. In Die Weyr von Pern, dem elften Band der Serie, spielen diese drei Schiffe eine wichtige Rolle bei der Befreiung Perns von der Bedrohung durch die periodisch wiederkehrenden Fädenschwärme. Auf dem von den Kolonisten besiedelten und wieder verlassenen Südkontinent wird eines Tages in einer Höhle eine Art Supercomputer entdeckt: Eine "Künstliche Intelligenz" (KI). Akki, so nennt sich der Gute, erstaunt natürlich zunächst die auf mittelalterlichem Niveau denkenden und wirtschaftenden Leute von Pern -- Drachenreiter, Burgherren und Gildemeister. Doch er findet auf Grund der vielen selbstlos angebotenen technischen Verbesserungen und seines Wissens schnell Freunde und Anhänger. Einmal akzeptiert, sorgt Akki für eine technisch-kulturelle Revolution auf Pern. So fahren die Kids von Pern, allen voran die jungen Drachenreiter, voll auf die Computer ab, die ihnen Akki zu bauen gibt. Doch wie jeder weiß, erzeugen sich rasch verändernde Umstände auch Feinde unter den Konservativen, die vor einem Komplott mit Kidnapping nicht zurückschrecken. Der zweite Erzählstrang kreist um die Anstrengungen, die von verschiedenen Drachenreitern unternommen werden, um zunächst die drei Schiffe, die sich immer noch in der Kreisbahn befinden, wieder in Betrieb zu nehmen. Unter den Reitern steht der junge Burgherr Jaxom im Mittelpunkt des Interesses, während seine Frau Sharra sich derweil in Sachen Medizin beweist. Jaxom organisiert innerhalb von vier Jahren ein großes Unternehmen, das schließlich zur Ablenkung desjenigen Planeten aus seiner Bahn führt, der die Fäden mit sich bringt. Dass er dabei mehrmals in der Zeit hin- und herspringt -- einmal sogar 1500 Jahre in die Vergangenheit -- verleiht seinem Vorhaben eine gewisse Spannung. Aber natürlich haben er und seine Helfer Erfolg. Da nun Akkis Auftrag nach eigenen Aussagen erfüllt ist, schaltet sich die KI einfach ab. Was die Perner erst ahnen: Akki hat sie mit den neuen Ideen und Techniken vertraut gemacht, damit sie sich diese selbst aneignen und zum besten Nutzen einsetzen können. Fazit: Wie man sieht, betrachtet die Autorin den Einbruch einer technischen Revolution in eine feudal strukturierte Gesellschaft nicht gerade als Bedrohung. Ganz im Gegenteil vertraut sie in etwas naiver Weise auf die Einsicht der Mehrheit, die die friedliche, nicht zweckentfremdete Verwendung der Technik durchsetzt. Sicher ist das große Ziel des Technik-Einsatzes, die Beseitigung einer umfassenden Bedrohung -- ein einigendes Moment -- doch was geschieht danach? Diese Frage bleibt leider offen. Die Autorin sieht die ökologischen Gefahren, z.B. das Abholzen der Wälder für die Produktion der neuen Erfindung Papier, aber das ist letztlich von geringer Bedeutung gegenüber den Gefahren, die für die Gesellschaft bestehen. Hier ist McCaffrey meilenweit entfernt von der Realität der modernen amerikanischen Gesellschaft -- vielleicht nicht ohne Absicht: Heile Welt auf Pern, mit einem Gastspiel der Sciencefiction. --Michael Matzer Quelle:
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