Jack Raoul ist nur noch entfernt menschenähnlich -- die umtriebige Rasse der "Geister" hat ihn im Jahre 5653 in ein Konstrukt verwandelt, das sogar noch im Inneren von Sternen bestehen kann. Als Botschafter der Menschheit begegnet Raoul bei den Geistern der mysteriösen, virtuellen Reinkarnation seiner über alles geliebten, verstorbenen Frau. Sie erklärt ihm den Plan der Geister, aus Dunkelmaterie einen Stern zu erschaffen, und rechtfertigt das gefährliche Projekt, in dem sie ihm in Episoden die Geschichte der Menschheit und des Universums erzählt. In 21 Kurzgeschichten wird ein Bogen über mehr als vier Millionen Jahre in die Zukunft gespannt. Es beginnt damit, dass die ersten Menschen das Sonnensystem erkunden, und Lebensformen entdecken, die in ihrer Fremdartigkeit die Menschheit aus ihrem egozentrischen Dornröschenschlaf erwecken. Der Expansion folgt eine Ära der Invasion, als die Squeem das System in einem Handstreich erobern. Hin und Her brandet das Geschick der Menschheit im Lauf der Jahrtausende, bis schließlich die endgültige Katastrophe naht, als Photino-Kreaturen aus Dunkelmaterie das Universum auszulöschen drohen. Baxter bietet hier die Gesamtschau einer Zukunft (den so genannten Xeelee-Zyklus), in der bereits etliche Romane angesiedelt waren. Von diesen ist zurzeit leider nur noch Flux auf Deutsch lieferbar, doch Vakuum Diagramme ist ein hervorragender Trost: Die Geschichten sind durchweg auf gutem bis überragendem Niveau geschrieben, jede für sich ein kleiner Knüller, und zusammen bilden sie ein grandioses, visionäres Zukunftsepos à la Stapeldon. Zwar muss man Baxter vorwerfen, was fast allen Hard-SF-Schreibern anzulasten ist: Seine Charaktere sind blass, bloße Ideenträger. Dafür aber zündet er auf hohem wissenschaftlichen Niveau ein Feuerwerk an Ideen, wie man es nur selten findet, in neuerer Zeit vielleicht noch von Greg Egans Diaspora übertroffen. Die Kurzgeschichten in Vakuum Diagramme sind zwischen 1987 und 1995 entstanden und zum Teil auch schon in anderen Story-Sammlungen erschienen. Durch die Rahmenhandlung sind sie auf überzeugende Weise in einen größeren Zusammenhang gesetzt, und auch ohne Kenntnis der Xeelee-Romane ein schwindelerregender Lesegenuss. --Birgit Will Quelle:
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