Es gibt Autoren, die einen in den Wahnsinn treiben können. Kai Meyer beispielsweise sitzt seit rund einem halben Jahrzehnt in seiner Schreibstube unterm Dach seines Hauses in der Eifel und produziert Jahr um Jahr eine nicht enden wollende Anzahl historisch-fantastischer Schmöker. Daran ist prinzipiell noch nichts Verwerfliches, allerdings müssen sich fast alle seine Bücher einen grundsätzlichen Vorwurf gefallen lassen: Sie machen süchtig. Sein neuester Roman ist da keine Ausnahme. Mit Die Unsterbliche kehrt Kai Meyer in die Welt der Aura Institoris zurück, jener neugierigen und tatkräftigen jungen Frau, die seinen Lesern bereits aus Die Alchimistin bekannt ist. Seither sind 15 Jahre vergangen, doch Aura ist nicht älter geworden. Seit sie vom Gilgamesch-Kraut gegessen hat, das auf dem Grab ihres Vaters wächst, kann ihr die Zeit nichts mehr anhaben: Sie ist unsterblich. Doch die Aussicht auf ein Leben ohne Ende an der Seite alternder und sterblicher Menschen macht ihr Angst. In Paris versucht Aura, sich mit alchimistischen Studien abzulenken, doch bald zwingen sie die Machenschaften eines geheimnisvollen Mörders, sich erneut mit dem verfluchten Erbe ihres Vaters zu beschäftigen. Dabei verbindet sich ihr Schicksal erneut mit dem Gillians, der sie vor Jahren verlassen hat, nachdem sie ihm etwas Unbeschreibliches angetan hatte. Und was hatte Auras Vater mit dem endgültigen Verschwinden des Heiligen Grals zu tun? Nur die Antwort auf diese Frage kann das Leben ihres Sohnes retten, der sich in den Händen eines machthungrigen Tempelritters befindet! Die Unsterbliche gehört zu den abenteuerlichen und temporeichen Büchern Kai Meyers und macht seinem Vorgänger Die Alchimistin alle Ehre. Äußerst amüsant sind auch die Passagen, in denen sich die Kaskaden-Zwillingen aus Die Göttin der Wüste mit Aura Institoris verbünden. Fast entsteht der Eindruck, als wolle der Autor seine Romane zu Schlaglichtern auf einem übergreifenden Kosmos verbinden -- was ihm in diesem Fall bravourös gelungen ist. Noch ein Grund also, den nächsten Kai Meyer mit großer Ungeduld zu erwarten. Wer seine Romane für Erwachsene schon kennt, sollte sich mit seinem Fantasy-Jugendbuch Die fließende Königin trösten. Dieser Roman hat selbst Harry Potter von der österreichischen Jugendbuch-Bestsellerliste verdrängt. --Hannes Riffel Quelle:
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