Montaigne hat seine Essays nicht thematisch geordnet; sie stehen vielmehrunverbunden hintereinander. Auch die Argumentation ist oft sprunghaft,da es Montaigne weniger auf Systematik als vielmehr auf eine universaleSchau seiner Sicht auf die Welt und ihre Zusammenhänge ankommt. Montaigneschildert einen ganzen Kosmos von sittlichen Betrachtungen. Für die Beantwortungseiner oft moralischen Fragen kann er sich auf seine hervorragenden Kenntnisseliterarischer und philosophischer Schriften stützen. Gleichzeitig findensich zahlreiche Alltagsbeobachtungen und Skurrilitäten, die stets in übergeordneteZusammenhänge seiner dem Skeptizismus nahe stehenden Weltanschauung eingebundenwerden. Die Überschriften seiner Essays spiegeln bereits inhaltliche ProgrammpunkteVon der Eitelkeit, Über das Gewissen oder Von der Eitelkeit der Worte.Nichts bleibt von seinen Beobachtungen ausgeschlossen; die Trunksucht wirdebenso erörtert wie die Möglichkeiten der Kindererziehung. Für Montaignesteht der ganze Mensch im Vordergrund. Erst durch die Betrachtung seinesInneren und die dafür nötige Aufnahmebereitschaft kann er sich von allenäußeren Widrigkeiten erholen und zu sich selbst finden. Gerade indem Montaigneauf moralische Belehrungen verzichtet und an ihre Stelle seine persönlichenErfahrungen setzt, gewinnen seine Aussagen Überzeugungskraft und eine gleichbleibende Aktualität. Indem er etwa seinen unzureichenden Stil, seine fehlendeAnmut der Darstellung beklagt, weist er auf die grundsätzliche Relativitätvon Aussagen hin. Zu seinem selbst gewählten und oft zitierten Wahlspruchwurde daher die Frage Was weiß ich? Quelle:
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