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Transkript: Mitschrift der Berliner Lesungen

Transkript: Mitschrift der Berliner Lesungen
Autor: Benjamin v. Stuckrad-Barre
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
Taschenbuch
Auflage: 1
Seiten: 144
ISBN-10: 3-462-03015-9
ISBN-13: 978-3-462-03015-0
ISBN: 3462030159
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Nun also Transkript, das "Reclamheft zur Lesereise". Mit sämtlichen Grammatikfehlern, Original-Ähs und Versprechern. Muss das sein?

Vergessen wir mal die Vorgeschichte, also alles, was mit "Popliterat", "Medienhype" etc. anfängt... Oder halt: Vergessen wir sie in einem Punkt nicht: denn dieser immer noch recht junge Mann, um den es hier geht, hat angefangen als Reporter. (Wenngleich seine Themenwahl oft recht eigenwillig war.) Das Wort "Reporter" kommt von lateinisch "reportare", "zurücktragen". Der Reporter ist einer, der über Grenzen geht, dahin, wo noch keiner war, und der denen daheim dann davon erzählt. Benjamin von Stuckrad-Barre überschreitet gerne Grenzen, gelegentlich auch die des guten Geschmacks, aber dazu später.

Bleiben wir beim journalistischen Einmaleins. Wenn vom Phänomen BVSB die Rede ist, geht es sehr häufig um das "Wie": Also, wie der schon wieder über die Leute herzieht und, überhaupt, ständig gegen den guten Ton verstößt (sagen die einen, die ihn nicht mögen). Oder: Wie der es den ganzen Schnarchnasen des Kulturbetriebs mal wieder zeigt und sagt, was Sache ist (sagen die anderen, die Fans). Aber genau "was" ist denn hier Sache?

Wenn Stuckrad-Barre vor versammeltem Publikum aus seinem Künstler-Vertrag zitiert ("da stehen wahnsinnige Sachen drin, sogar, ähm, was es zu essen gibt") und sich damit selbst der Lächerlichkeit preisgibt, legt er das Funktionieren des Betriebs offen, freilich ohne -- wie etwa ein Schlingensief -- diesen wirklich stören zu wollen. Kritisch war gestern: Heute macht man sich lustig. Wenn es sein muss, auch über sich selbst. Stuckrad-Barre, der nach eigenem Bekunden "Comedy" hasst, beeindruckt durch seine Beobachtungsgabe, weniger durch die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen und holzhammerharten Verbalprügel gegen Leute, die er nicht mag (und die, wie Alexander Osang einmal bemerkte, meist ohnehin schon am Boden liegen). Das zu Grunde liegende Arbeitsprinzip ist das des Müllsammlers. Ob Diepgen, Biolek oder Studentenpartys: BVSB ist derjenige, der sich alles reinzieht und (quasi stellvertretend) den Medienmüll für uns trennt. Das da ist Bio-Müll, der da gehört zum alten Eisen... und der Rest? Ist auch nur Trash. Aber anders als etwa Rainald Goetz (Abfall für Alle) -- ein regelmäßiger Gast der transkribierten Lesungen -- ist Stuckrad-Barre kein obsessiver Fakten-Ordner, mehr der Conferencier, der sich, Gott und der Welt ein Bein zu stellen versucht. Auf offener Bühne.

Kann man nur hoffen, dass für einen, der spaßeshalber ausgezogen ist, ein Popstar zu werden und der versprochen hat, stets von unterwegs Bescheid zu geben, wie das so ist und wie das so geht, dass also für so einen die traurige Wahrheit nicht gilt: "Wer sich in die Medien begibt, kommt darin um." --Axel Henrici
Quelle:




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