Roger Willemsen vergleicht in seinem klugen Vorwort den großen Mimen mit einem Anthropologen, der alles aufsaugte, um es sogleich in Humor umzuwandeln. Peter Ustinov, Schauspieler, Autor, Parodist, Weltenbürger – Humanist. Keiner konnte wie er falsches Pathos und hochgestochene Künstlerattitüde scheinbar spielerisch der Lächerlichkeit überführen, nie hochmütig, sondern von fundamentaler Menschenliebe durchdrungen. Peter Ustinov ist am 29. März 2004 von uns gegangen. Sein letztes Projekt, die „Bilder seines Lebens“, liegen nun vor. Eine melancholische Erinnerungstour beginnt. Gezeugt in Leningrad, geboren in London, getauft in....Schwäbisch Gmünd! Nur wenige Fotos dokumentieren die Anfänge des polyglotten Knaben. Bald schon finden wir uns auf den Bühnen des Londoner Westend wieder, geleitet von Ustinovs knarzig-launigen Kommentaren. 1951 dann die für ihn prägende Rolle als kindlich-dämonischer Kaiser Nero in Quo vadis?. Rom war niedergebrannt, Hollywood erobert. Nach Beau Brummel, Wir sind keine Engel und Lola Montez, rief erneut die Ewige Stadt: „Spartacus ist zweifellos der erste Film über ein historisches Thema, dessen Dreharbeiten länger dauerten als das Ereignis, von dem er handelt“ – Ustinov pur! Der erste Oscar für die beste Nebenrolle winkt. Seine erklärte Lieblingsrolle, Oscar-gekrönt, der schmierige Taxifahrer im Welterfolg Topkapi. Billy Budd, sein „wichtigster“ Film. Bald sollte Detektiv Hercule Poirot das Gesicht Peter Ustinovs erhalten. Bislang nie gesehene Dreharbeitenfotos und Privataufnahmen erwarten den Leser. Überhaupt, die Fotos! Nicht eine Farbaufnahme und fast ist man dankbar dafür. Die tiefenscharfen, nuancenreichen Schwarzweiß-Aufnahmen konzentrieren den Blick und entstammen einer längst vergangenen Epoche, in der das Filmstandbild eine ganz eigene Kunstform darstellte. Am Ende der Reise mutet es fast traurig an, den Menschen, dessen glanzvollste Bildmomente Schauspielgötter wie Elizabeth Taylor, Charles Laughton und Humphrey Bogart zierten, in seinen letzten Lebensjahren an der Seite deutscher B-Prominenz wie Verona Feldbusch, Herbert Feuerstein & Co. wiederzufinden. Es soll die Freude an diesem festlichen Bildband nicht trüben. Sir Peter wird sie alle überleben. –Ravi Unger Quelle:
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