Noch mehr Haffner? Ja, noch mehr Haffner: Von einem Stilisten, der so klar spricht, einem Geschichtsbesessenen, dessen erstaunliche Blickwinkel so erhellend sind, einem Erzähler von so hoher Qualität, dürfen es ruhig noch ein paar Bücher mehr sein. Aber Churchill? Ist das noch von Interesse? "Blood, sweat and tears", nicht wahr, der war das doch? Lohnt sich das? Ja, es lohnt sich. Denn Churchill, das macht Haffner noch einmal deutlich, war der Gegenspieler Hitlers. Nicht Stalin, wie oft behauptet wird, von den Amerikanern zu schweigen. So wendet man bei der Lektüre noch einmal den Blick zurück in die Kriegshölle der furchtbaren Jahre zwischen 1939 und 1941, als dem deutschen Teufel alles zu gelingen schien, was er sich vornahm. Haffner zeigt etwas, das die Generation des Rezensenten lange Zeit nicht mehr wahrhaben wollte: Dass Geschichte an bestimmten Punkten von Einzelnen abhängt, ihrer Energie und ihrer Unbeirrbarkeit. Es zahlt sich aus, dass Haffner eben kein zunftmäßiger Historiker ist: Er darf die Frage stellen: Was wäre gewesen, wenn?", und die dünnen Fäden zeigen, an denen oft Heil oder Unheil hängt. Haffner erzählt das Leben eines leidenschaftlichen Individualisten (die Prügelschulen der britischen Oberschicht vermochten ihn nicht zu brechen), eines bravourösen Soldaten und eines hochbegabten Schriftstellers. Wir sehen "den Menschen in seinem Widerspruch", auch seine Beschränktheit, die blinden Flecken in seiner Wahrnehmung, seine Irrtümer und seine Un-Begabung für viele Dinge (für Politik zum Beispiel, erstaunlich für einen Politiker). Daher die uneingeschränkte Empfehlung: Kaufen Sie dieses Buch. Es ist spannend erzählt -- auf höchstem Niveau -- und leicht zu lesen. --Michael Winteroll Quelle:
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