Lange Jahre war Ali Bashir Leibarzt Saddam Husseins und sicherlich alles andere als ein Regimegegner. Schon die Fotos und Bildunterschriften in der Mitte des Bandes zeigen, wie der Mediziner und Maler zu seinem Despoten stand: "Der Präsident bei einem Treffen mit irakischen Müttern. Er war ein guter Zuhörer", lesen wir da etwa unter einer Abbildung, auf der sich Saddam -- mit der Pistole im Hosenbund und ebenso verständnis- wie sorgenvoller Mine -- von den Nöten und Ängsten der Frauen und Kinder berichten zu lassen scheint. Auf einer weiteren Fotografie sieht man ein von Bashir in Öl gemaltes Saddamporträt ("Man muss tun, was man tun muss. Die Wiedergabe des Traums des Präsidenten ist kein Bild, auf das ich stolz bin.") Tatsächlich will Bashir mit seinem Erinnerungsbuch keine Abrechnung mit dem Diktator vorlegen. Er will vielmehr von dort berichten, wohin nur Wenige wirklich gelangten: aus der unmittelbaren Umgebung Saddam Husseins. Zwar erfahren nichts, was uns wirklich überraschen würde. Aber wir werden in manchem Vorurteil bestätigt. Etwa darin, dass auch dieser große Diktator in den schicksalsschwersten Momenten seines Volkes recht eigentlich ganz andere Probleme hatte, mit seinem kleinen Finger etwa oder seinen Hühneraugen. Grotesk. Ebenso, wie sein naiver Aberglaube, der bei einem Tyrannen immer noch viel lächerlicher wirkt, als er es ohnehin schon ist. Auch wenn Bashirs Buch mit nichts wirklich Spektakulärem aufwartet, so bekommt man doch immerhin eine sehr persönliche Lektion in irakischer Geschichte seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Ein Anhang mit einer Personenübersicht und einer historischen Zeittafel rundet das Ganze ab. Vielleicht kein Buch, das man unbedingt lesen muss. Aber auch nicht das Ärgernis, das es hätte werden können. --Hasso Greb Quelle:
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