Nicht eine, sondern zwei Monografien in einem Buch! Schon die reizvolle Idee, die zwei neben Richard Wagner wichtigsten Komponisten der spätromantischen Ära nebeneinander zu stellen, um dadurch die Unterschiede in Biografie und Schaffen zu verdeutlichen, ist löblich. Aber nicht nur: Mit Sorgfalt und ökonomischem Geist haben die Autoren Informationen über Vita, Charakter und Opus auf das Hauptsächliche und Sinnvolle reduziert. Kein musikwissenschaftliches Fachsimpeln erschwert den Weg des Laien, auch keine ausschweifenden Detailbeschreibungen oder fragwürdigen Anekdoten aus der Lebens- (und Liebes-)geschichte trüben unnötig den Blick auf die Dinge. Der Schwerpunkt liegt auf Inhalt und nicht auf Unterhaltung. Und doch schaffen es die Autoren, mit informativer, aber lockerer Sprache, das Wirken der Komponisten und darüber hinaus relevante kulturhistorische Verhältnisse im späten 19. Jahrhundert zu schildern. Zu jedem Komponisten gibt es außerdem ein tabellarisches Werkverzeichnis und eine sehr ausführliche Bibliografie. Die Texte sind kein Gemeinschaftswerk: Christian Martin Schmidt schrieb die Kapitel über Brahms, während Wolfram Steinbeck diejenigen über Bruckner verfasste. Ein gemeinsames Schlusskapitel, das Berührungspunkte, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den so unterschiedlichen Komponisten und ihr Werk verdeutlichen würde, fehlt leider. Der Vergleich wird einfach dem Leser überlassen, der nach dieser Lektüre gut gewappnet ist als Musikfan oder interessierter Laie für das nächste Konzert, als Musikstudent für die Prüfung oder für die nächste, vertiefende Fachlektüre. --Kleopatra Sofroniou-von Tavel Quelle:
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