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Verfolgt und auserwählt: Die lange Geschichte des Antisemitismus

Verfolgt und auserwählt: Die lange Geschichte des Antisemitismus
Autor: Gerald Messadié
Verlag: Piper
Gebundene Ausgabe
Auflage:
Seiten: 440
ISBN-10: 3-492-04253-8
ISBN-13: 978-3-492-04253-6
ISBN: 3492042538
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Von Victor Klemperer stammt der Ausspruch, dass eine Sache erklären bedeutet, sie auf Unerklärliches zurückzuführen. Und mit dem, was den deutschen Universitätsprofessor in seinen Tagebüchern beschäftigte -- die Drangsalierung, Entrechtung und Vernichtung der Juden --, setzt sich auch die vorliegende Studie auseinander. Der Völkermord der Nazis erscheint bei Gerald Messadié als Höhepunkt einer Jahrhunderte währenden Politik der Ausgrenzung und Verfolgung.

Drei Phasen des Judenhasses lassen sich dabei unterscheiden: Der griechisch-römischen Antike mit ihrer bunten Götterwelt waren vor allem das Konzept eines einzigen, nicht abbildbaren Gottes und archaische Bräuche wie die Sabbatruhe oder die Beschneidung suspekt. Der daraus resultierende religiös-kulturell motivierte Antisemitismus erfuhr dann mit dem christlichen Paradigmenwechsel eine entscheidende Verschärfung. Nun galt es mit dem Judentum einen direkten ideologischen Konkurrenten der jungen Kirche zu diskreditieren und seine Vertreter gesellschaftlich kaltzustellen. Vor dem Hintergrund der pragmatischen Toleranz des islamischen Spanien, wo die Juden beispielsweise als kompetente politische Berater und Ärzte geschätzt wurden, und den Freiräumen, die die Kolonien in China und Indien genossen, wirkt der Fanatismus der abendländischen Christen umso schockierender. Regelmäßig an hohen Feiertagen wurden die jüdischen Wohnviertel verwüstet, ihre Bewohner um Besitz und Leben gebracht. Als Rechtfertigung dienten die absurdesten Stereotypen: Juden waren Gottesmörder, Brunnenvergifter, Kinderfresser.

Messadié schildert all dies spürbar engagiert und zuweilen polemisch-zornig. Den Kirchenvater Ambrosius nennt er einen "christlichen Ajatollah", die lange Geschichte des Antisemitismus "ein auf Zeit und Raum verteiltes Auschwitz". Weniger pointiert sind seine theoretischen Schlussfolgerungen. Angedeutet wird, dass die Juden aufgrund ihrer Religion und Gebräuche zum Inbegriff des Fremden innerhalb der christlichen Leitkultur gerieten. Kaum hatten sie im Zuge der Französischen Revolution die Gleichberechtigung erlangt, wurden die kosmopolitischen Juden vom aufkommenden Nationalismus als vaterlandslose Gesellen verfemt. Und zwar in ganz Europa. Messadié wendet sich entschieden gegen Goldhagens These von einem spezifisch deutschen Antisemitismus.

Etwas mehr von diesen theoretischen Überlegungen hätten nicht geschadet und es erleichtert, die zahlreichen Einzelfallstudien in einen größeren Zusammenhang einzuordnen und zu bewerten. Dennoch überwiegt nach der Lektüre des flüssig geschriebenen Buches das Gefühl, das "pathologische Phänomen des Antisemitismus" nun etwas besser zu verstehen. --Patrick Fischer
Quelle:




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