"Dieses Buch richtet sich nicht gegen Ausländer. Ebenso wenig ist es eine Anklageschrift gegen Muslime oder den Islam schlechthin." Dass Günther Lachmanns Vorwort zu seinem unbedingt lesenswerten Buch über unsere von ihm diagnostizierte Tödliche Toleranz mit dieser Klarstellung beginnt, hat seinen guten Grund. Denn tatsächlich geht Lachmann, wie schon der Untertitel "Die Muslime und unsere offene Gesellschaft" andeutet, hart ins Gericht mit dem Islamismus, der sich mitten unter uns bei den hierzulande lebenden Muslimen in den letzten Jahren hat etablieren können. Nach den Anschlägen von New York am 11. September 2001 und Madrid am 11. März 2004 beginnen wir nur langsam zu begreifen, dass sich die Toleranz, die wir uns zugute halten, beginnt gegen uns zu wenden, weil wir selbst der fundamentalistischen Intoleranz gegenüber viel zu lange blind oder anerzogen nachsichtig gewesen sind. "Zu den unbegreiflichsten Vorstellungen seit dem 11. September 2001 und den Terror-Anschlägen von Madrid zählt jene", schreibt Lachmann an einer Stelle, "dass die mutmaßlichen Täter dieser Anschläge unter uns lebten und wir ihre Absichten nicht erkannt haben. Und uns quält die Sorge, dass wir potentielle neue Täter in Spanien, Frankreich, Italien oder Deutschland ebenfalls nicht erkennen werden." Und tatsächlich ist dies eine äußerst reale Gefahr. Auch im Hamburger Umfeld Mohammed Attas, einem der Todespiloten von New York, wäre niemand auf die Idee gekommen, in diesem zurückhaltenden jungen Muslim könne eine gefährliche Bombe ticken. Nicht nur die Al-Kaida-Anschläge auf das World Trade Center führten die Fahnder nach Deutschland. Hier wurde auch ein -- glücklicherweise vereitelter -- Anschlag auf den Straßburger Weihnachtsmarkt geplant. Und hierhin führten Spuren auch von den Attentaten von Djerba und Bali. "Warum?", fragt Günther Lachmann und gibt darauf eine alarmierende Antwort: "Weil hier während der vergangenen zwei Jahrzehnte durch falsch verstandene Toleranz der Mehrheitsgesellschaft in den muslimischen Gettos eine islamische Radikalisierung stattfand, die so in keinem arabischen Land möglich gewesen wäre." -- Wem der Erhalt der unserem Gesellschaftsentwurf wesentlichen Toleranz am Herzen liegt, muss sich diesem Problem stellen. Eine glänzend recherchierte Analyse! -- Andreas Vierecke Quelle:
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