Kennen Sie den schon: Zwei Männer treffen auf einen hungrigen Bären. Einer schickt sich an, wegzulaufen. "Das ist doch hoffnungslos", sagt ihm der andere, "du kannst doch nicht schneller laufen als ein Bär." "Nein" gibt der andere zurück, "aber ich kann vielleicht schneller laufen als du." So amüsant kann Wirtschaftstheorie sein, vorgetragen vom amerikanischen Ökonom David Friedman. Die Art, wie der Sohn des Wirtschaftsnobelpreisträgers Milton Friedman grundlegende Prinzipien der Wirtschaftswissenschaften anhand vieler -- zuweilen skurriler -- Beispiele aus dem Alltag dem Leser nahebringt, sucht seinesgleichen. Friedman gelingt es mühelos, schlüssig nachzuweisen, daß es so etwas wie einen ökonomischen Code gibt, der unser Alltagsleben gleich einem roten Faden durchzieht. Dieser Code besteht letztlich aus dem grundlegenden Wirkprinzip "rational choice", sprich: Um ein Ziel zu erreichen wähle ich aus mehreren jene Alternative aus, die mich dieses Ziel erreichen läßt. Baustein für Baustein fügt der Autor aufeinander, bis das komplette Haus einer funktionierenden Volkswirtschaft errichtet ist. Preisbildung, Marktgesetze, Wert-Begriff, Grenznutzentheorie werden am Beispiel erklärt, aber auch problematisiert. Friedmans Buch räumt mit vielen Vorurteilen auf. Seine Verweise auf Wirtschaftstheoretiker wie David Ricardo oder Adam Smith wirken nicht als Fremdkörper, sondern als Beleg für die Aktualität der ökonomischen Lehre. In Zwischenbilanzen fängt Friedman den Leser immer wieder ein, gibt ihm Denksportaufgaben zu lösen und weist auf vertiefende Literatur hin. Seine Ausflüge in die "Ökonomie von Liebe und Ehe" oder in die "Ökonomie des Gesetzesbruchs" verdeutlichen, wie alle Lebensbereiche vom ökonomischen Code gleichsam durchtränkt sind. Dieses Buch ist ein Stück fundierte Essayistik vom feinsten, geeignet als Pflichtlektüre nicht nur für BWL- und VWL-Studenten. --Manfred Schwarzmaier Quelle:
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