Harry Silver, 30 Jahre alt, hat alles: einen gut bezahlten Job bei einem erfolgreichen Fernsehsender, eine hübsche und kluge Frau, einen engelsgleichen fünfjährigen Sohn. Und er setzt alles aufs Spiel -- mit einem Seitensprung: "Der Grund, warum die meisten Männer fremdgehen, ist die Gelegenheit, und das Vergnügen an bedeutungslosem Sex sollte nie unterschätzt werden. Es war eine bedeutungslose, opportunitische Paarung gewesen. Und genau das hatte mir daran am meisten gefallen". Seiner Frau gefällt es nicht. Einmal ist genug, denkt sie und verlässt ihren Mann im verflixten siebten Ehejahr. Was folgt, ist eine unterhaltsame Variation des Kramer gegen Kramer-Themas, die sich allerdings weniger mit der Auseinandersetzung zwischen Mann und Frau, als mit der Beziehung von Männern zu ihren Söhnen beschäftigt. All der Ärger Harrys mit den Frauen tritt hinter der Schilderung der Generationsebenen Sohn-Vater-Großvater zurück, dargestellt an den kleinen Dingen des Lebens und bisweilen unwiderstehlich rührend. Nick Hornby, der mit About a Boy so etwas wie den "Neuen Mann" in der britischen Literatur erfunden hat, dürfte Pate gestanden haben beim ersten Roman des populären Londoner Journalisten (und Vaters) Tony Parsons. Der bekam in seinem Heimatland gute Noten für das Buch. Auch wenn vielschichtige Charakterportäts Parsons' Sache nicht sein mögen -- Harrys Sohn schwingt immerzu den Stars-Wars-Lichtsäbel und ist auch ansonsten das zuckersüße, aufgeweckte Kann-sich-alles-erlauben-Kind, das uns Hollywood gerne präsentiert. Und Parsons weibliche Hauptfiguren reagieren auf die Krise einfach nur mit kampfloser Flucht. Darüber und über den ziemlich vorhersehbaren Ausgang der Geschichte mag man sich ärgern. Unter dem Strich bleibt dennoch eine witzige, intelligent und britisch-lakonisch geschriebene Warnung vor dem Glauben, das Gras sei grüner auf der anderen Seite. --Nikolaus Stemmer Quelle:
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