Mit der "Unmoral" kennt er sich ebenso aus wie mit Genussfragen in der Küche: Manuel Vázquez Montalbán, einer der bekanntesten Roman-, Sach- und Kochbuchautoren Spaniens, ist bekanntermaßen alles andere als ein Kostverächter. Und in seinem bereits vor 20 Jahren geschriebenen, nun auch endlich auf Deutsch erhältlichen Buch Unmoralische Rezepte postuliert er nichts anderes als sein Lieblingsthema -- die absolute Hingabe. Essen hat für Montalbán eindeutig etwas Anregendes, ja auch Vorbereitendes für sich anschließende Wonnen. Natürlich gibt es die Eindeutigkeiten: Austern, Zucchiniblüten, Trüffeln, flambierte Bananen oder gefüllte Feigen stehen für die Lust, die Montalbán anregen will -- und bei der er übrigens gleich im Vorwort keinerlei Einschränkung hinsichtlich auch gleichgeschlechtlicher Neigungen gelten lässt. Viel interessanter sind die Geschichten zu den teilweise sehr ausgefallenen und nicht immer ganz ernst zu nehmenden 63 Rezepten. "Das Kopfkissen der Belle Aurore" etwa, eine schwergewichtige und offensichtlich nicht eben leicht bekömmliche Köstlichkeit aus Kalb, Rebhuhn, Hasenrücken, Ente, Schinken, Schweinefleisch und mehr, schreit geradezu nach einem Akt zur Verdauung mit begleitenden Champagnergaben zur Bewältigung der Essensleistung. Während das "Spanferkel Pibil" (mit Blutorangen, Knoblauch und Kreuzkümmel) eher für "rassige Frauen und blonde, bärtige Männer oder für pummelige Liebespaare" ist, kommt es bei der Weincreme mit Zitrone, einem "Standardgericht professioneller Liebhaberinnen", in erster Linie darauf an, den Partner ob der gekonnten Ausführung nicht allzu misstrauisch werden zu lassen. Illustriert sind die 160 Seiten mit wunderbar passenden Anzüglichkeiten, die das Buch letztlich selbst zu einer Delikatesse machen. Eine Verführung zur Sinnlichkeit, der man nur zu gerne erliegt. --Matthias F. Mangold Quelle:
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