Die ideale Sommerlektüre, mit Witz, sprachlicher Intensität und schnörkelloser Direktheit. Ein Roman direkt aus dem Leben gegriffen: Bernhard und Edvard, verheiratet, leben in ihrer gemeinsamen Wohnung. Bernhard ist Lehrer, zurückhaltend, sensibel, ernsthaft. Edvard betreibt einen Laden, ist Hausmann, kreativ, unterhaltsam, ist der Soziale und Lebhafte. Sie haben ihren Bekanntenkreis, die schwule Clique, ihr Alltagsleben. Und Bernhard und Edvard haben eine Tochter. Zwar keine leibliche, aber ein kleines, vier Jahre altes, freches Mädchen, auf das sie aufpassen. Hannah, so heißt der kleine Quälgeist und Herzensbrecher, mag ihre beiden "Onkels" und Ersatzväter, denn ihre Mutter Kim managt eine Modellagentur und ist viel unterwegs. Das beschauliche Leben von Bernhard und Edvard gerät aus den Fugen, als mehrere Ereignisse zusammenkommen. Bernhards Mutter, Lydia, kommt zu Besuch. Der Kontakt zwischen Bernhard und seinen Eltern war stets gespannt: Schuldzuweisungen, Vorwürfe -- bekannte Familienprobleme. Der zweite "Unruhefaktor" heißt Malvyn. Ein aus Simbabwe kommender, genial gut aussehender junger Mann, charmant, intelligent und Edvards Neffe. Nicht nur, dass alle scharf auf Malvyn sind, nein, der junge Mann wurde von seiner Mutter zu Edvard und Bernhard nach Deutschland geschickt, weil sie Malvyns Schwulsein bemerkte. Stephan Niederwiesers Stil überzeugt wie immer. Die Ereignisse werden wechselnd aus der Sicht der Protagonisten beschrieben: Bernhard, Edvard, Lydia und Malvyn sind die Erzähler. Doch vier Menschen erleben dieselben Ereignisse unterschiedlich. Da gibt es die komischen Momente, wenn Bernhard und Edvard ihre Poppersflasche suchen und Lydia schildert, dass sie ein kleines übel riechendes Fläschchen beim Putzen des Kühlschranks gefunden und weggeworfen habe. Und es gibt ergreifende Momente, wie Lydia in den letzten Minuten ihres Lebens im Krankenhaus auf dem Totenbett ihr Leben und das ihres Sohnes, ihren Einblick in die schwule Welt, ihren Wandel von Werten, wie Familie, Ehe und Beziehung Revue passieren lässt und alle Figuren des Romans in diese Betrachtung mit einbindet. Definitiv einer der Sommerromane, die man sich nicht entgehen lassen sollte! --Martin Kilgus Quelle:
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