Nach Meinung des Verlegers der amerikanischen Ausgabe steht Die Geschichte der Null "in der Tradition" von Dava Sobels Bestseller Längengrad. Wahrscheinlich deshalb, weil das Buch sowohl lyrisch geschrieben als auch zu wenig illustriert ist. Es wäre zutreffender, es so zu beschreiben: Es steht in der Tradition von etwas, was alt genug ist, eine Tradition zu haben -- ein Kuriositätenkabinett, eine Naturkunde im alten Sinne. Robert Kaplan ist Mathematiklehrer und widmet sich mit seinem Kabinett dem -- Nichts. Wie kam es dazu, dass wir ein Symbol für Null haben? Wer benutzte es als Erster? Für gewöhnlich wird die Erfindung (oder die Entdeckung) der Null um 600 v. Chr. den Indern zugeschrieben. Kaplan schenkt jedoch den Experimenten der Sumerer, der Babylonier und der alten Griechen mit dem Abakus, dem Rechenbrett, Positionssystemen und abstraktem Denken mehr Aufmerksamkeit. Es ist ihm klar, dass sein Ansatz umstritten sein wird: Lassen sich nicht all unsere Errungenschaften auf Indien zurückführen? Wurden die Null und die Variable nicht in der Tat hier geboren -- der Zwillingsnachwuchs des Sunya und des offenbar urindischen Verständnisses der Leere als etwas Aufnahmefähiges? Letztendlich fand dieses Wissen dann doch seinen Weg zu den alten Griechen. Kaplans Meditationen über die Null beschränken sich nicht auf ihren Ursprung. Er sinnt auch über die "Null des Selbst" nach, über Infinitesimale, die Null der Maya und das Nichts des Selbstmords. Dabei beweist er "eine sinnliche Freude an Silben", eine Liebe zu Worten wie auch zu Zahlen, die dieses Buch zu einem Labsal für beide Gehirnhälften macht. --Mary Ellen Curtin Quelle:
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