Bevor der Leser gleich auf der ersten Seite Bekanntschaft mit einem übel gelaunten Grizzly macht, wird er über folgende Widmung des Autors stolpern: "All denen überall auf der Welt, die sich im eigenen Land wie Fremde fühlen." Schon nach einigen kurzen Kapiteln wird klar, wie der französische Star-Autor Nicolas Vanier, der es mit Werken wie Die weiße Odyssee oder Das Schneekind auch in Deutschland auf die Bestsellerlisten schaffte, das meint. Die über 500-seitige Geschichte des Nahanni-Indianerjungen Ohio dreht sich nämlich um die zentrale Frage, wo man wirklich zu Hause ist. Da der 15-jährige Ohio das in seinem Dorf allem Anschein nach nicht ist -- vor allem der Medizinmann hat sich gegen ihn verschworen --, begibt er sich auf die Reise: zu sich selbst, zu den Wurzeln seiner (weißen) Familie und zu den Siedlungen jenseits der Rocky Mountains. Allein mit seinem Hundeschlitten, zieht es ihn wochenlang durch die unwirtlichen Weiten Kanadas und Alaskas. Die imposante und spannende Beschreibung der Landschaft ist es auch, die dieses Buch so ungeheuer spannend macht. Vanier schafft es, den kalten Hauch des Eiswindes selbst in ein gut beheiztes Wohnzimmer zu transportieren. Aber auch für heiße erotische Momente ist Platz und mit einem solchen endet das Epos. Wer wissen will, ob aus der Liebe zwischen Ohio und seiner Mayoke tatsächlich neues Leben entsteht, der kann sich auf einen bereits angekündigten Nachfolgeroman freuen. --Leon Heissik Quelle:
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