Am 17. November 1942, dem Tag, an dem der Soldat Hans Horn verwundet ausgeflogen wurde, scheiterte der letzte deutsche Versuch, Stalingrad zu erobern. "Operation Uranus", Stalins Gegenoffensive, war angelaufen und führte am 23. November zur Einkesselung der gesamten 6. Armee unter General Paulus. Eines der kriegsentscheidenden Dramen nahm seinen Verlauf. Im völlig zerstörten Stalingrad befanden sich zur Jahreswende 1942/1943 290.000 deutsche Soldaten eingekesselt, ausgehungert und aufgerieben in zermürbenden Straßenkämpfen. Lediglich 5.000 von ihnen kehrten verwundet oder nach Gefangenschaft nach Deutschland zurück. Acht ehemalige Landser, darunter Briefträger Hans Horn, lassen nun in einem erschütternden Dokument den aberwitzigen Überlebenskampf im Zentrum des Wahnsinns noch einmal aufleben. Allein die nackten "Versorgungszahlen" vermitteln ein Bild des Horrors und der Ausweglosigkeit ihrer Situation. Der Munitionsnachschub war weit gehend zusammengebrochen, 350 Gramm Nahrung täglich und -- fast gleicht dies einem Menetekel -- eine Feldbuchausgabe von Oswald Spenglers Der Untergang des Abendlandes bildeten die Grundversorgung jedes Soldaten. Folgerichtig zählt der Bericht des damals 20-jährigen Kraftfahrers Johann Scheins über grausige Fälle von Kannibalismus zu den unerträglichsten Passagen des Buches. Voll Bitternis erinnert sich der Schuhmacher Bertold König an einen Besuch Görings im polnischen Lazarett. Die verwundeten Stalingrad-Kämpfer, ausgeflogen und kurzfristig aufgepäppelt, um keinen allzu elenden Eindruck zu machen, wurden ermahnt, Haltung in ihren Betten anzunehmen. Als der ordensübersäte Reichsmarschall wortlos durch einige Zimmer rauscht, gewinnt König den Eindruck, dass dieser sich eigentlich "kein bisschen für die Davongekommenen interessiert". Das Rätsel um den Mythos Stalingrad versucht Schüddekopf gar nicht erst zu lösen. Weshalb der gewiefte Militärstratege Paulus seine 6. Armee nicht rechtzeitig aus dem Kessel führte und stattdessen wider besseres Wissen Hitlers irrwitzigen Durchhaltebefehl ergeben ausführte, ist nicht Sache dieses Buches. Was wir indes erhalten, ist eine grausige Nahaufnahme einer der Wendepunkte des Zweiten Weltkriegs, erzählt von den letzten Zeitzeugen dieses Infernos. --Ravi Unger Quelle:
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