Doch Moment. Denn: Alle großen Entdeckungen sind noch nicht gemacht. Selbst am Beginn des 21. Jahrhunderts existieren noch Orte auf der Erde, die nirgends richtig verzeichnet und vielleicht auch noch von keinem Menschen je gesehen geschweige denn betreten worden sind. Und mindestens ein solcher Ort existiert tatsächlich. Er liegt in Tibet, am östlichen Rand des Himalaya, dort, wo sich der mächtige Fluss Brahmaputra durch die tiefste Schlucht der Erde zwängt. In diesem undurchdringlichen Canyon muss sich -- anders ließe sich der Höhenunterschied im Verlauf des Flusses nicht erklären -- noch dazu irgendwo ein riesiger Wasserfall befinden. Handelt es sich vielleicht sogar um den sagenumwobenen Sehnsuchtsort Shangrila, den James Hilton in seinem Erfolgsroman Der verlorene Horizont verewigte?

Der amerikanische Journalist und Weltenbummler Michael McRae geht diesem und somit einem der letzten Rätsel der Geografie auf den Grund. Er trägt dabei alles zusammen, was im Entferntesten mit der Erschließung dieses rätselhaften Tals zu tun haben könnte. Da er selbst mehrmals im Auftrag von National Geographic Reisen ins Tsangpotal unternahm, weiß er nur allzu gut, wovon er schreibt. Dadurch erzeugt er eine ungeheure Nähe und Dramatik, so dass der Leser das Buch stellenweise gar nicht mehr zur Seite legt. Packend sind vor allem die Szenen, wenn religiöse und mystische Bedeutungen ins Spiel kommen und dem westlichen Vermessungs- und Kartierungswahn diverser Forscherteams entgegentreten.

Mit dieser Komponente wird die Lektüre noch aufregender und vielschichtiger als sie ohnehin schon ist -- noch dazu da sich die Ereignisse bis in die Jetztzeit abspielen. Fazit: Ein faszinierendes Buch für Leser mit Sinn für Abenteuer, inklusive Forscherwettlauf, Intrigen, Enttäuschungen und großen Triumphen. Fortsetzung nicht ausgeschlossen. --Christina Falckenberg
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