Viele spannende Bergsteiger-Bücher hat der Südtiroler Reinhold Messner bereits veröffentlicht, von der Mount-Everest-Besteigung über das Annapurna-Abenteuer bis hin zu seiner Antarktis-Tour. Das Werk Nanga Parbat -- Bruder, Tod und Einsamkeit fällt, wie der Titel erahnen lässt, aus der Reihe. Denn hierbei geht es weniger um die Auseinandersetzung mit dem Berg als um die mit dem Tod. Aber von vorne. Da wäre also zum einen der mächtige Nanga Parbat, der seit mehr als 100 Jahren die besten Alpinisten aus aller Welt magisch anzieht -- vor allem wegen der 4.500 Meter hohen Rupalwand, die als höchste Eis- und Felswand der Erde gilt. Vom nackten Berg -- so die deutsche Übersetzung von Nanga Parbat -- fühlten sich im Jahr 1970 auch die Brüder Reinhold und Günther Messner angezogen. Wobei wir schon beim zweiten Punkt sind: dem geliebten Bruder, der beim Gipfelabstieg von einer Lawine verschüttet wird und stirbt. Obwohl dieses tragische Ereignis bereits über 30 Jahre zurück liegt, erzählt Reinhold Messner davon, als ob es erst gestern geschehen wäre. Eher noch: als ob es gerade geschehen würde. Die exakte Wiedergabe der Route, die diversen Dialoge, vielmehr noch die offene und detaillierte Darlegung seiner Gefühle und Gedanken (Stichwort Einsamkeit) sind angesichts dieser Zeitspanne erstaunlich und verdeutlichen umso mehr, wie präsent der Verlust des Bruders bis heute geblieben ist. Im Prolog ist sogar vom "Schlüsselerlebnis meines Lebens" die Rede -- und von einer "Grenzüberschreitung vom Diesseits zum Jenseits, vom Leben zum Tod, vom Tod zum Leben" und "vom schwierigsten Weg meines Lebens". Bei all den nachdenklichen Zeilen tritt die Tatsache, dass Reinhold Messner als erster Bergsteiger die mächtige Rupalwand durchstieg, fast in den Hintergrund. Das macht das Buch allerdings keineswegs weniger spannend. --Christian Haas Quelle:
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