Als der ebenso renommierte wie wohlfeile Haffmans Verlag zu Grunde ging, da weinte mancher Kollege bittere Krokodilstränen und mancher Leser ehrlich. Gibt es denn nichts Gutes, was aus dem Desaster zu ziehen wäre?, fragte sich mancher damals. Doch, gibt es, kann man sagen. Denn die Kolumnen-Legende Max Goldt wechselte zu Rowohlt über. Und weil sie nicht immer unbedingt Neues zu bieten hatte, gibt es nun eben ein Best Of in neuer Verlagsumgebung. Was soll man sagen: Die prachtvollsten Texte von 1988-2002 (so der Untertitel) sind wirklich das Wundervollste, was Lesern passieren kann, die Goldts Bücher wie Die Radiotrinkerin, Die Kugeln in unseren Köpfen, Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau, Schließ einfach die Augen und stell dir vor, ich wäre Heinz Klunker oder Ä noch nicht im Bücherschrank haben. In Für Nächte am offenen Fenster geht Goldt unter anderem der Frage nach, ob Claudia Schiffers Schwester schwitzte, was es mit Herrn Eibuhms Badezimmerradio im Besonderen (oder Brillenputztüchern im Allgemeinen) so auf sich hat und warum auch Tote seine Füße filmen dürfen. Dabei werden in bester Goldt-Manier Bezüge geschaffen, die man so nicht hätte erwarten können (siehe das Kapitel "Zimt auf Samt"). Für Nächte am offenen Fenster jedenfalls ist unbedingt etwas für Abende am offenen Kamin. Oder für die gepflegte Lektüre auf geschlossenen Toiletten, sofern man denn eine von Max Goldt so sehr geliebte "Kloumpuschelung" sein eigen nennt. Treffsicher und "goldtrichtig" eben. --Stefan Kellerer Quelle:
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