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Der Notar von Avignon

Der Notar von Avignon
Autor: Catherine Jinks
Verlag: Wunderlich
Taschenbuch
Auflage:
Seiten: 640
ISBN-10: 3-499-26621-0
ISBN-13: 978-3-499-26621-8
ISBN: 3499266210
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Avignon im Jahre 1320: Seit die Stadt 1309 zur Residenz des Papstes erklärt worden ist und halb Rom hier Einzug gehalten hat, platzt das provenzalische Städtchen aus allen Nähten -- sehr zum Unmut der Einwohner, denn selbst die wohlhabendsten Bürger der Stadt werden gezwungen, ihre schönen Häuser an Kardinäle und andere Kirchenleute zu vermieten. So werden sogar die vermögendsten Handwerker und die mächtigsten Kaufleute mit ihren Familien in den kleinsten Wohnungen zusammengepfercht -- keine sehr befriedigende Situation, aber der heiligen Kirche widersetzt man sich natürlich nicht.

Auch dem jungen Notar Raymond Maillot bleibt nichts anderes übrig, als sich eine enge Wohnung mit seiner keifenden Mutter, seinem streitlustigen Bruder und dessen verhasster Frau zu teilen. Dies ist eine umso misslichere Situation, als Raymond ein unbekümmerter Weiberheld ist und seine Zeit ansonsten am liebsten mit seinen Saufkumpanen im Wirtshaus verbringt, was seiner Familie, braven Christenleuten, natürlich zutiefst missfällt. Permanent wird er als gottloser, in Sünde lebender Hallodri beschimpft -- ein Vorwurf, der ihn zwar nicht weiter bekümmert, den er aber auch nicht wirklich entkräften kann.

Umso überraschter ist Raymond, als eines Tages der päpstliche Inquisitor Amiel de Semur, ein Dominikanerpater, seine Dienste in Anspruch nimmt: Amiel ist beauftragt, den Mord am Schatzmeister eines Kardinals aufzuklären, den man mit abgetrenntem Penis in seinem Zimmer aufgefunden hatte, und benötigt einen Notar, um die Vernehmungen zu protokollieren. Das ungleiche Paar mit dem strengen, charismatischen Mönch und dem lebenslustigen, etwas tollpatschigen Notar beginnt den Mordfall Schritt für Schritt aufzuklären, wobei Raymond zwischendurch immer wieder mit den Nachwirkungen seiner Ausschweifungen -- wie den Blessuren nach einer Wirtshausprügelei, Vaterschaftsklagen entehrter Jungfrauen oder der Wut gehörnter Ehemänner -- zu kämpfen hat.

Der Notar von Avignon ist ein spannender historischer Krimi, der den Leser tief hinein in die Welt des klerikalen und weltlichen Lebens des Mittelalters entführt. Die äußerliche Handlung erinnert stellenweise sehr an Umberto Ecos Der Name der Rose, wo ja auch ein ungleiches Paar seltsame Morde aufzuklären hat, jedoch kopiert Catherine Jinks nicht Ecos würdevollen, ernsten Stil -- ganz im Gegenteil: Was dieses Buch so besonders macht, ist der augenzwinkernde Witz, mit dem die ungewöhnliche Beziehung zwischen dem Pater und dem jungen Lebemann erzählt wird. Die Geschichte dieser entstehenden Freundschaft zwischen zwei gänzlich verschiedenen Charakteren, die den draufgängerischen, Wein, Weib und Gesang liebenden Notar scheinbar sogar zu läutern vermag, verdrängt das Krimigeschehen teilweise sogar und macht die Lektüre der über 600 Seiten zu einer nie langweilig werdenden, ausgesprochen vergnüglichen Angelegenheit. --Christoph Nettersheim
Quelle:




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