Kameramann zu sein ist ein oftmals recht undankbarer Job: Der künstlerische Anteil an einem Film ist erheblich, die meisten Lorbeeren heimsen jedoch Regisseur und Schauspieler ein. Dass einmal ein Kameraschaffender wie Michael Ballhaus einem breiteren Publikum bekannt wird, bleibt eher die Ausnahme. In diesem Sinne dürften auch Namen wie Eduardo Serra, Sven Nykvist, Robby Müller oder Janusz Kaminski nur bei Vollblut-Filmfreunden die Glocken des Erkennens klingeln lassen. Ihre Werke wie Der Mann der Friseuse, Der Mieter, Dancer in the Dark oder Der Soldat James Ryan rufen da weit schneller einen Ach-der-war-das-Effekt hervor. Das Wissensdefizit in Sachen Kamera behebt dieser erste Band einer neuen Buchreihe, die "die unterschiedlichen Disziplinen, die am Film beteiligt sind, unter die Lupe nehmen will". Um Missverständnissen gleich vorzubeugen: Technische Aspekte bleiben in diesem Band natürlich nicht außen vor, ein Lehrbuch jedoch ist Filmkünste: Kamera nicht. Es liefert hingegen die sehr persönlichen Ansichten von 16 der einflussreichsten Kameramänner der Filmgeschichte (vier davon wurden ja bereits erwähnt). Sie erzählen in interviewgestützten Texten von ihrer Herangehensweise an die Arbeit, ihren Karrieren oder ihren filmtechnischen Mitteln -- eben von allem, was die Tätigkeit als Kameramann ausmacht. Für Michael Chapman (Taxi Driver) etwa "ist Filme machen ein industrieller Prozess", Kaminski interessiert an einem Projekt als Erstes immer dessen Handlung. Dieses ausgezeichnet bebilderte Buch macht bewusst, wie sehr man doch im Regelfall die Arbeit der Kameramänner übersieht. Wenn die restlichen Bände der Filmkünste das Niveau des Einstiegstitels halten, ist diese Reihe ein hervorragender Weg, mehr über die sonst vernachlässigten Mitglieder einer Filmcrew zu erfahren. --Joachim Hohwieler Quelle:
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