Produktiondesign ist die Kunst, aus knappen Mitteln eine ganze Welt entstehen zu lassen, um die erfundene Filmwelt realer als die Realität erscheinen zu lassen. Für Dan Weil, der den Look für Luc Besons Filme (Nikita, Im Rausch der Tiefe - The Big Blue, Das fünfte Element) kreiert hat, empfand es als Auszeichnung, dass er für sein Produktionsdesign von Leon der Profi nie eine offizielle Auszeichnung erhalten hat. Man dachte Weil hätte es sich einfach gemacht und der Film sei einfach in Manhatten gedreht worden. Pustekuchen. Bis in in das letzte Detail sind die Wohnungen mitsamt ihrer Aussicht auf die Skyline von New York in Paris nachgebaut worden. Alles eine Frage der Authentizität? Gerade nicht. Wer sich zum Sklaven der realistischen Vorlagen macht, hat bereits verloren. Nicht Authentizität sondern eine "archäologische Fantasie" sei gefragt, so der Altmeister Dante Ferretti, langjähriger Produktionsdesigner von Scorsese, Fellini und Pasolini. Denn, was soll ein Produktionsdesigner recherchieren, wenn er das Innere von Fort Knox darstellen soll, zu dem selbst der Präsident der Vereinigten Staaten keinen Zugang hat. "Lesenswert" ist das Buch, weil es in erster Linie ein visuelles Buch ist. Neben den Stills sind es vor allem die wunderschönen Storyboard-Zeichnungen und Entwürfe, die dieses Buch zu etwas Besonderem machen. Der in der Reihe "Filmkünste" (vgl. auch Kamera und Filmmusik) erschienene Band ist als Porträtsammlung der bedeutendsten Meister dieses Fachs angelegt. Das Buch ist keine Einführung in das Produktionsdesign, sondern erzählt eher von den Albträumen und Tricks dieser Branche. Western-Sets werden in Ost-West-Richtung gebaut, damit der Kameramann morgens und abends mit Gegenlicht arbeiten kann. Bei Fellini sind die Stühle immer etwas grösser als in Wirklichkeit. Und Kubrick bringt es fertig das bereits entworfene Set zu verwerfen, weil es nicht mit Komparsen zu füllen ist. In der Vorbereitungszeit zum Fünften Element sollen die Ausstatter wochenlang darüber gestritten haben, wie klein Mobiltelefone in der Zukunft überhaupt noch werden können. Die Tücken des Alltags schlagen auch in der Zukunft zurück. --Marcus Welsch Quelle:
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