Der Schweizer Polizist Fausto Cattaneo ist einer der meistdekorierten Undercoveragenten seiner Generation. In zwanzigjähriger Ermittlungsarbeit hat er über sieben Tonnen Rauschgift und mehrere hundert Millionen Drogendollars beschlagnahmt und ein paar hundert schwere Drogenbarone hinter Gitter gebracht. Deckname Tato erzählt die spannende Lebensgeschichte Cattaneos und gewährt erstmals Einblick in die gefährliche Arbeit eines verdeckten Ermittlers. Das Buch erzählt keine Erfolgsstory. Cattaneo, der in seiner Arbeit "weder gesellschaftliche noch politische Rücksichten kennt", wie Jean Ziegler im Vorwort schreibt, ist zeitlebens ein Außenseiter geblieben. Ohne politische Rückendeckung, von Vorgesetzten und Staatsanwälten oft nur halbherzig unterstützt, war sein Kampf gegen die organisierte Kriminalität von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Voller Zorn musste er mit ansehen, dass ihm auf Grund bürokratischer und politischer Fesseln die Hände gebunden waren, wenn er sich mit dem kriminellen Sumpf aus Drogenhandel und Hochfinanz beschäftigte. Das Fazit seines Berichts ist erschreckend banal: Die Kleinen hängt man -- die Großen lässt man laufen. Während die niederen Chargen im Gefängnis landen, werden Erfolg versprechende Ermittlungen gegen ihre Hintermänner vorzeitig abgebrochen, decken Geheimdienste und Polizei die kriminellen Machenschaften ihrer Informanten, bleibt Geldwäsche für Großbanken und Finanziers ohne juristische Folgen. Und die führenden Köpfe des internationalen Drogenhandels -- etwa zehn Personen, die den Fahndern namentlich bekannt sind -- genießen so allumfassende Protektion, dass sie ohnehin keine Strafverfolgung fürchten müssen. Wegen falscher Vorwürfe vom Dienst suspendiert, von Killern der Mafia verfolgt, ist Fausto Cattaneo inzwischen am Ende seiner Karriere angelangt. Das Schreiben hat ihm geholfen, wieder mit sich selbst ins Reine zu kommen, neuen Mut zu fassen und um seine Rehabilitierung zu kämpfen. Deckname Tato ist das mutige Buch eines Mannes, der mehr zu verlieren hat als bloß seinen Job, nämlich sein Leben. --Stephan Fingerle Quelle:
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