Ende der 60er Jahre formulierte der kanadische Sozialwissenschaftler Marshal McLuhan eines der Credos der modernen Medienforschung: "The medium is the message". Hinter der vielzitierten These stand die Einsicht, daĂ Medien Informationen nicht einfach nur neutral transportieren, sondern ihnen eine ganz spezifische Form geben, die vom Inhalt nicht zu trennen ist. Als McLuhan seinen Generalverdacht gegen die Medien formulierte, war von Internet und virtueller RealitĂ€t noch kaum die Rede. Doch je mehr diese âneuenâ Medien in den Blickpunkt des Forschungsinteresses rĂŒcken, um so deutlicher wird, wie aktuell McLuhans Vorbehalte gerade in diesem Bereich sind. Viele Passagen in dem Suhrkampband Medien, Computer, RealitĂ€t lesen sich geradezu wie Paraphrasen auf McLuhan: "Medien wirken wie Fensterscheiben", schreibt etwa die Herausgeberin der Textsammlung, Sybille KrĂ€mer: "Sie werden ihrer Aufgabe um so besser gerecht, je durchsichtiger sie bleiben, je unauffĂ€lliger sie unter der Schwelle unserer Aufmerksamkeit verharren." Diese Aufmerksamkeitsschwelle herabzusetzen, war das erklĂ€rte Ziel einer von der Berliner Philosophieprofessorin organisierten, interdisziplinĂ€ren Ringvorlesung. Medien, Computer, RealitĂ€t versammelt die BeitrĂ€ge der eingeladenen Philosophen, Kommunikationstheoretiker, Literaturwissenschaftler, Fachjournalisten, MedienkĂŒnstler. Das Themenspektrum ist dementsprechend breit gefĂ€chert. Es reicht von der Frage, was die neuen von den klassischen Medien (Presse, Funk, Fernsehen, Film) unterscheidet, ĂŒber die konkurrierenden Definitionen von Wirklichkeit, bis hin zu Schilderungen des Wahrnehmungssogs virtueller Welten -- ein kommunikationstheoretischer Rundumschlag, der durch seine Vielfalt besticht, dem Leser aber auch einiges an Konzentration und Vorwissen abverlangt. Medien, Computer, RealitĂ€t ist eines der wenigen BĂŒcher auf dem Markt, das dezidiert nach der Wirkungsweise und dem Wirklichkeitsbild der elektronischen Medien fragt. FĂŒr Einsteiger ist der Band sicher nicht geeignet -- dazu sind schon der terminologische Apparat und die geistesgeschichtlichen Querverweise zu umfangreich. Wer aber mit Namen wie Luhmann, Putnam und McLuhan etwas anfangen kann, sich einen Ăberblick ĂŒber aktuelle medientheoretische ForschungsansĂ€tze in Deutschland verschaffen will und nach weiterfĂŒhrenden Literaturhinweisen sucht, kommt hier auf seine Kosten. --Christian Demand Quelle:
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